Klar-Folien setzt künftig auf eigene Energie

Quelle: Westerwälder Zeitung vom Montag, 2. Dezember 2013, Seite 9

Wirtschaft
Dernbacher Unternehmen ist unabhängig von Stromanbietern – Sonnenenergie wird übers Jahr gespeichert
Von unserer Redakteurin Stephanie Kühr

Dernbach. Der Dernbacher Folienhersteller Klar geht in der Energieversorgung ganz neue Wege und hat jetzt in eine innovative Energie-Anlage investiert, die Modellcharakter für andere Westerwälder Mittelständler haben könnte. Das Familienunternehmen wird ab 2014 völlig energieautark und ist damit unabhängig von jeglichen Stromanbietern. Denn die Westerwälder Firma produziert nicht nur den Strom, den sie tagtäglich benötigt, dank einer Fotovoltaikanlage selbst, sondern sie wird die Sonnenenergie mittels neuester Technik künftig auch über einen langen Zeitraum speichern können. Im März kommenden Jahres soll die High-Tech-Anlage des Auricher Herstellers Mossau Energy in Betrieb gehen.

Bereits jetzt wurde das Herzstück der Anlage, ein elf Meter langer Wasserstofftank, mit Hilfe eines schweren Spezialkrans auf das Firmengelände in Dernbach gehievt. „Die Anlage ist in ihrer Art nicht nur einmalig im Westerwaldkreis, sondern in ganz Deutschland“, betont Wolfgang Klar, der das Projekt als technischer Berater der drei Firmenchefs Diethelm Klar (Klar Folien), Markus Klar (Markus Klar Folien) und Hendrik Klar (FVG) seit gut zwei Jahren betreut. „Unser Ziel ist es, unabhängig von Anbietern wie der Kevag zu werden. Wir können unseren Strom allein erzeugen und speichern“, betont Klar.

Doch es geht dem Mittelständler nicht nur darum, unabhängig von der Strompreisentwicklung zu sein und damit Energiepreise und Betriebskosten langfristig überschaubar zu halten, sondern es steckt auch eine gute Portion Idealismus dahinter. „Den endgültigen Ausschlag für diese Investition haben der Reaktorunfall von Fukushima im Jahr 2011 und der Atomausstieg gegeben“, erläutert der Berater. „Wir wollten nicht auf die Politik warten. Wir machen unsere eigene Energiewende“, betont er.

Unspektakulär sieht der 20-Kubikmeter-Tank auf der Ladefläche des Mehrtonners aus, der künftig die Energiewende bei Klar Folien möglich macht. Der Tank speichert übers Jahr Sonnenenergie in Form von Wasserstoff.

Viele Mittelständler, so der Berater, verfolgen das Energiethema derzeit mit großem Interesse und suchen nach Lösungen für ihren Betrieb. „Wir wissen nicht, wie sich die Strompreise in Zukunft entwickeln werden. Nur eines ist klar: Sinken werden die Preise nicht“, betont der Unternehmer. Auch wenn sich die Investition in Höhe von mehreren hunderttausend Euro, das genaue Volumen nannte Klar nicht, jetzt noch nicht betriebswirtschaftlich rechne. „Auf lange Sicht wird es sich lohnen“, ist Klar sicher.

Der Folien-Hersteller beschäftigt sich schon seit langem mit der umweltfreundlichen Nutzung der Sonnenenergie. Schließlich vertreibt und konfektioniert das Unternehmen selbst Folien, die in Fotovoltaikzellen eingelassen sind. Bereits vor zwei Jahren hat das Unternehmen auf dem Firmendach eine rund 1.000 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage mit 950 Modulen und einer Jahresleistung von 90.000 bis 100.000 Kilowattstunden installiert. Damit produziert die Firma vier Mal so viel Strom wie sie im Jahr selbst verbraucht.

Bislang kann der Folienhersteller die selbst produzierte Energie nur mittels einer Batterie für maximal zwei Tage zwischenspeichern. „Damit können wir die Nächte oder sonnenärmere Tagesabschnitte überbrücken“, erläutert Klar. Mit Hilfe der neuen Technik eröffnen sich aber ganz neue Dimensionen. Unter Einsatz der Sonnenergie wird Wasser in einem Elektrolyseverfahren in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Der Energieträger Wasserstoff wird dann unter hohem Druck in den 20-Kubikmeter-Tank auf dem Firmengelände gepresst und dort gespeichert.

Bei Bedarf wird der gesamte chemische Prozess in den Brennstoffzellen, die sich in Schaltschränken der Lagerhalle befinden, umgekehrt. Dadurch entstehen wieder Wasser und elektrische Energie. „Mit dieser saisonalen Speicherung per Wasserstoff können wir den Winter überbrücken und müssen keinen Strom dazukaufen“, sagt Klar zufrieden. „Für Gewerbebetriebe in unserer Größenordnung gab es eine solche technische Lösung bislang nicht“, sagt er. Westerwälder Unternehmern bietet Klar an: „Wer sich über die Anlage informieren möchte, ist herzlich willkommen.“