Niemandem hilft es zu wissen, wie die Energiewende verhindert wurde

Die rasant fortschreitende Erderwärmung als Ursache für den längst deutlich wahrnehmbaren Klimawandel müssen wir aus Verantwortung gegenüber der Schöpfung als Gesamtheit und den nachfolgenden Generationen deutlich verringern!

Eine der wichtigsten Sofortmaßnahmen ist die Wende hin zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen – Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme, Biomasse. Das Verbrennen von endlichen Rohstoffen – Kohle, Erdöl, Gas – und damit einhergehend der Raubbau, ein eben nicht mehr wiederherstellbarer Verbrauch der Ressourcen, ist, auch ökonomisch gesehen, eine Sackgasse. Das gleiche gilt, neben den uns allen bekannten Risiken der Atomenergie, auch für diese. Zudem ist die immer größere Abhängigkeit von immer knapper und damit sich verteuernder Rohstoffe aus zumeist Krisengebieten unserer Erde weder volkswirtschaftlich sinnvoll noch zukunftssicher.

Ökonomisch sinnvoll und ein grundsätzlich notwendiger Baustein auch für  zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg ist es, größte Anstrengung hinsichtlich Energie-Einsparung und Energie-Effektivierung zu unternehmen. Die Diskussion um die Energiewende allein auf eine „Strompreisdiskussion“ zu reduzieren ist völlig ungeeignet, gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen nachhaltigen Fortschritt zu erreichen. „Wer wenig Energie verbraucht, bezahlt weniger; wer viel Energie verbraucht, zahlt mehr!“ muss die Leitlinie sein, damit Maßnahmen zur Energie-Einsparung und -Effizienz greifen.

Bleibt noch der für Manager von Energiekonzernen wohl unterhaltsamste Ausschnitt der öffentlichen Diskussion um die Energiewende: Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, wie die Damen und Herren von RWE, EON, EnBW usw. sich zum Beispiel in einer Videokonferenz schenkelklopfend Beiträge in den Medien ansehen, in denen Windkraftgegner – erklärte Natur- und Heimatschützer – den Wildwuchs, das Tempo, die Unverträglichkeit mit der Natur und vor allem die Unzumutbarkeit der Windräder für die Menschen anprangern. Engagierte Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Kommunen und Energiegenossenschaften als naturverachtende, „Waldindustrialisierer“ mit „Dollarzeichen in den Augen“ zu diffamieren spielt den Energiekonzernen in die Hände. So haben sie es sich gewünscht und gefördert, die Konzernstrategen! Ein Scheitern oder zumindest eine sehr deutliche Verlangsamung des gesellschaftlichen Zukunftsprojektes „Energiewende“ und der damit einhergehenden Dezentralisierung verlängert deren gewaltigen Gewinne. Der Betrieb und sogar der Neubau von Kohlekraftwerken sind weiterhin gesichert!

„Energiewende ja, aber keine Windräder vor meiner Haustür!“ ist keine Lösung. „Überall Windräder, Artenschutz egal!“ ist ebenfalls keine – und wird meines Wissens nach auch von niemanden gefordert.

Stand heute ist, dass unser immenser Energiebedarf auch bei äußerst konservativen Annahmen nur mit enormen Anstrengungen im Bereich Windenergie zu erreichen ist. Berechnungen dazu wurden von allen Seiten vorgelegt, unter anderem vom BUND. Die Lösung wird ein Kompromis sein müssen. Sie wird nicht lauten können: „Kein Windrad in der Region Westerwald auf den windhöffigsten Standorten!“

Ich schlage ein Gespräch mit allen Engagierten vor – mit der Absicht, Standorte in unserer Region zu finden, wo Windräder sinnvollerweise gebaut werden können. Dabei gehe ich von dem grundlegenden Konsens aus, dass wir alle um die Notwendigkeit wissen, die Energiewende zeitnah und mit Nachdruck zu verwirklichen. Niemandem – schon gar nicht unseren nachfolgenden Generationen – würde es helfen zu wissen, wo es nicht gegangen ist und wie sie verhindert wurde.

Peter Müller