Quelle: RZ Altenkirchen, Betzdorf vom Montag, 24. März 2014, Seite 6
Messe „New Energy Husum“
Branche bleibt weiter optimistisch – Eigenverbrauch als Schlüssel
Von Wolfgang Runge
Husum. Erneuerbare Energien haben in Deutschland schon bessere Zeiten erlebt. Derzeit beabsichtigt die Bundesregierung, mit einer Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes den Bau von Wind- und Solaranlagen zurückzufahren. Scharfer Gegenwind für die internationale Messe „New Energy Husum“ – in diesem Jahr blieben rund ein Drittel der erwarteten Aussteller weg.
Die 206 Anlagenhersteller, Zulieferer und Ausrüster, die kamen, sind jedoch optimistisch. Sie hoffen, dass erneuerbare Energien sich zunehmend auch ohne staatliche Unterstützung rechnen. „Die Energiewende kommt von unten“, sagt Messe-Chef Peter Becker. Ein trotziges Motto, das auch den Eingang zur Messe ziert.
Professor Volker Quaschning, Experte für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin, beklagt den Einfluss der großen Energiekonzerne. „Hatten wir 2012 noch über sieben Gigawatt Zubau bei der Fotovoltaik, hat sich der im vergangenen Jahr halbiert auf 3,3 Gigawatt.“ Dabei seien 40.000 Arbeitsplätze in Deutschland verloren gegangen. „Das sind mehr, als im Braunkohlebergbau in Deutschland insgesamt existieren“, betont Quaschning.
Er sieht bei den Energiekonzernen „kein wirkliches Engagement im regenerativen Bereich“. Mit ihrer Strategie hätten sie deren Ausbau verschlafen und „komplett auf die falschen Kraftwerke gesetzt – auf Kohle- und Atomkraftwerke“, sagt Quaschning. „Lediglich 5 Prozent der regenerativen Energieanlagen befinden sich in der Hand der großen Energieversorger.“ Mehr als die Hälfte der erneuerbaren Energien ist demnach im Privatbesitz der Bevölkerung.
Und für die wird der Eigenverbrauch des selbst produzierten Ökostroms immer sinnvoller, sind sich Experten einig. Denn dieser kostet je nach Anlage 8 bis 12 Cent pro Kilowattstunde, sagt Stefan Ebert von der Firma EWS. Speist man seinen Strom ins Netz, hat man bei der heutigen Vergütung im Schnitt einen Gewinn von 1 Cent – „also quasi nur eine Aufwandsentschädigung für das Investitionsrisiko“, rechnet Ebert vor: „Die Wirtschaftlichkeit einer Anlage errechnet sich heute also nicht nur über den Ertrag, sondern vor allem über den Anteil des selbst verbrauchten Stroms.“ Wenn ein Privathaushalt seinen günstig selbst produzierten Strom auch selbst verbraucht, spart das derzeit rund die Hälfte der Stromkosten.
Zum Ärger Quaschnings wolle die Bundesregierung dies mit absurden Regelungen behindern. So sollten private Ökostromproduzenten eine Abgabe zahlen, wenn sie ihren Wind- oder Solarstrom verbrauchen. Der Eigenverbrauch in Kern- und Kohlekraftwerken bleibe aber weiterhin abgabefrei. Quaschning bleibt aber optimistisch. Denn bei weiter steigenden Energiepreisen werde es finanziell immer interessanter, sich eine Solaranlage aufs Dach oder ein Windrad in den Garten zu stellen.