Quelle: RZ Altenkirchen, Betzdorf vom Samstag, 30. November 2013, Seite 12
Leserbrief
„Eine der windreichsten Gegenden“
Spätestens seit Fukushima ist die Energiewende in der Bundesrepublik beschlossene Sache, und das ist gut so. Die Energiewende kommt und mit ihr natürlich auch Windkraftanlagen im Westerwald. Ja, Windkraftanlagen beeinträchtigen unbestritten das Landschaftsbild des hohen Westerwaldes. Diese Erkenntnis ist aber nicht neu. Schließlich blicken wir seit nunmehr 20 Jahren auf die quer über den Westerwald verteilten Anlagen. Haben wir uns nicht mittlerweile an deren Anblick gewöhnt? Zugegeben, die Ausmaße der heutigen Windkraftanlagen sind in keiner Weise mit den Anlagen der ersten Generation vergleichbar. Unsere Autos waren vor 20 Jahren aber auch noch kleiner und die Verkehrsdichte wesentlich entspannter. Fahren wir deshalb weniger? Sind zentrale Großkraftwerke etwa die Alternative? Wohl kaum! Nicht vorstellbar, wäre das in den siebziger Jahren geplante Kohlekraftwerk tatsächlich in Weitefeld gebaut worden. Aber auch in diesem Kraftwerk wäre die Energie erzeugt worden, um die Lichter weit über die Grenzen des Daadener Landes hinaus nicht ausgehen zu lassen. Den Ausführungen der Windkraftgegner folgend könnte man zu der Erkenntnis kommen, Kommunen und Interessenvertreter vor Ort hätten die Absicht, die gesamte Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes mit Industrieflächen und einem Windpark zu belegen. Angst einflößende Fotomontagen mit einer Vielzahl hineinkopierter Windkraftanlagen gewaltigen Ausmaßes werden konstruiert. Von gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Windkraftanlagen ist sogar die Rede. Hier wird mit unsachlichen Argumenten schlicht und ergreifend Stimmung in der Bevölkerung erzeugt. Das oft und zu Recht herangezogene negative Beispiel Soonwald im Rhein-Hunsrück-Kreis mit mehr als 150 Anlagen darf und wird sich im Westerwald nicht wiederholen. Wir reden einerseits von einem einzigartigen und zweifelsfrei schützenswerten Teil unserer Heimat. Jeder, der den Stegskopf kennt oder in naher Zukunft kennenlernen wird, muss zu dieser Einschätzung kommen. Andererseits handelt es sich aber auch um eine der windreichsten Gegenden in Rheinland-Pfalz mit idealer Infrastruktur um dort Windkraftanlagen in Maßen zu platzieren. Wenn wir aus dem Atomzeitalter aussteigen wollen, müssen wir aufeinander zugehen können. Zum Nulltarif wird es eine Energiewende nicht geben. Aus diesem Grund nicht nur die Windkraft auf dem Stegskopf, sondern generell infrage zu stellen, ist falsch.
Martin Lenz, Friedewald