aus dem Solarbrief 1/2012 des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V. (SFV)
Zitat Seite49:
„Verschon mein Haus, zünd andre an“
St. Floriansprinzip bei der Windenergie
Aus einem Leserbrief zur Ausweisung von Windkonzentrationsflächen in Aachen
Vorbemerkung der Redaktion:
Um das rasante Fortschreiten des Klimawandels
zu stoppen, müssten die Erneuerbaren Energie viel
schneller vorangebracht werden. Doch Hunderte
von Bürgerinitiativen versuchen, die Windenergie
zu verhindern, weil sie sich durch Windräder in ihrer
Nähe gestört fühlen. Durch ihr aggressives Auftreten
erwecken sie bei den lokalen Politikern den Eindruck,
sie würden die Mehrheit der Bevölkerung vertreten.
Umfragen zeigen zwar, dass dies nicht zutrifft, dennoch
fühlen sich Politiker, die sich für die Windenergie
einsetzen, manchmal alleingelassen. Deshalb hier
als schönes Beispiel für eine angemessene Leserreaktion
ein Leserbrief von Maria Waffenschmidt
aus Aachen:
Antwort auf einen Leserbrief von
Susanne Gross-Braken „Mit Umweltschutz
nicht vereinbar“,
Aachener Nachrichten vom 5.12.2011
„Sehr geehrte Frau Gross-Braken,
Sie beklagen in Ihrem Leserbrief, dass sich der
NABU-Vorsitzende Claus Mayr nicht vehement genug
gegen Windräder ausspricht.
Viele Gegner von Windrädern glauben, die Alternative
zu Windrädern sei „keine Windräder“. Leider bringt
uns das der Lösung der Energiefrage nicht näher,
denn wir brauchen Energie, viel Energie. Daran wird
sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Es geht hier
nicht nur um die Glühbirne im Haushalt, sondern um
Wärme, Mobilität und große Industrieanlagen (deren
Produkte nicht nur böse oder überfl üssig sind, sondern
zumindest teilweise unverzichtbar für uns).
Woher nun soll die Energie kommen? Solaranlagen
sind gut, reichen aber leider nicht aus. Wie wäre es
mit Braunkohle? Haben Sie sich einen Tagebau mal
angesehen? Dort brütet kein Vogel mehr und auch
sonst lebt dort weder Tier noch Pfl anze. Wir könnten
natürlich die Steinkohle aus Australien nehmen. Die
dortigen Umweltschäden stören in Aachen doch nichtoder?
Vielleicht lieber ein AKW? Wenn Sie wissen, wo
der Müll bleiben soll, könnten wir darüber diskutieren.
Aber vorher schauen Sie sich Japan an. Möchten
Sie die Natur so haben? Was wäre mit Erdöl? Sicher
erinnern Sie sich an die verendeten Seevögel nach
einer der vielen Ölkatastrophen. Oder Erdgas? Wenn
beim Verbrennen nur kein CO2 entstünde…
Was passiert mit den im Windpark gefährdeten
Schwarzstörchen, wenn unser Klima sich erwärmt?
Vielleicht bleiben ihnen dann die anstrengenden Flüge
erspart, weil es hier warm genug ist zum Bleiben.
Oder aber sie fi nden ihre Nahrung nicht mehr, weil
die „Nahrung“ den Klimawandel nicht überlebt hat.
Wären Windräder so gefährlich für Vögel, wie Sie
befürchten, fänden Sie in jedem Windpark tote Vögel
am Boden. Das ist nicht der Fall! Ich denke, dass für
Zugvögel, die tausende Kilometer zurücklegen und
auf jede Luftströmung reagieren, das Umfl iegen eines
Windrades eine der leichteren Übungen ist.
Deshalb bitte ich Sie: sagen Sie nicht nur, was
Sie NICHT wollen. Arbeiten Sie mit an einer Lösung
– nicht nur für den Münsterwald sondern für ganz
Deutschland oder Europa oder weltweit.
Mit freundlichen Grüßen, Maria Waffenschmidt“
… und hier noch ein Tipp
für Feinschmecker
Samstag früh, 8.15 Uhr klingelte bei uns
das Telefon. Noch reichlich verschlafen
hob ich ab, am anderen Ende war ein Herr,
der mehr als munter klang: „Ich habe Ihren
Leserbrief gelesen, dazu muss ich Ihnen
unbedingt was sagen.“
Ich konnte mich so spontan an keinen Leserbrief erinnern, wahrscheinlich
fehlte mir der Kaffee. „Na, der heute früh in der AZ steht“, half er
mir auf die Sprünge und ließ mir Zeit, die Zeitung aufzuschlagen. Als
Antwort auf eine Bürgerinitiative gegen Windräder in Aachen hatte ich
u.a. geschrieben: „Wären Windräder so gefährlich für Vögel, wie Sie
befürchten, fänden Sie in jedem Windpark tote Vögel am Boden. Das
ist nicht der Fall.“
Diesen Satz konnte der Herr am Telefon nicht stehen lassen. „Wissen Sie
auch, warum Sie keine toten Vögel finden? Die werden alle eingesammelt!“
Das interessierte mich nun doch, wer denn die Vögel einsammelt.
„Das sind die Leute aus Belgien und Holland, direkt hinter der Grenze“,
klärte er mich auf. „Die haben da Spezialitätenrestaurants, da werden
die Vögel für teures Geld verkauft. Schnepfen sind besonders beliebt.
Da kommen die morgens zwischen 4 und 5 Uhr mit diesen grauen
Kühlwagen und sammeln die Vögel ein.“
Ob er das gesehen habe, wollte ich wissen. Das nun nicht, 4 Uhr sei ja
doch ziemlich früh, räumte er ein, aber sein Kollege aus dem Fitnessstudio,
der hätte es ihm erzählt. Ich versprach, mich drum zu kümmern.
Wenn Sie, liebe Leser, also mal in Belgien unterwegs sind und Singvögel,
Schwarzstörche und Fledermäuse auf der Speisekarte finden, lassen
Sie es mich wissen.
Guten Appetit wünscht Ihnen Ihre Maria Waffenschmidt