Steineroth will von Windkraft profitieren

RZ Altenkirchen, Betzdorf vom Montag, 2. April 2012, Seite 17

VG-Bürgermeister Konrad Schwan gab Sachstandsbericht zum Thema ab
Von Eva-Maria Stettner

Steineroth. Anbieter auf dem Gebiet der Windenergie halten auf dem Arsberg zwischen Alsdorf und Elkenroth bis zu 20 Windräder der 3-Mega-Watt-Klasse für möglich – ein bis zwei davon auch auf der Haubergsfläche in der Gemarkung Steineroth. Die Ortsgemeinde ist in der Planungshoheit nicht direkt betroffen. Doch bat Ortsbürgermeister Gottfried Frings VG-Bürgermeister Konrad Schwan neulich zur Ortsgemeinderatssitzung, um diesbezüglich einen Sachstandsbericht zu hören. Frings: „Anlagen mit 140 Meter Naben- und einer Gesamthöhe von 200 Metern sind schon ein Kaliber. Wer denkt, die sieht man nicht, täuscht sich.“ Daran müsse die Gemeinde Geld verdienen, und nicht nur die Haubergsgenossenschaft.

Schwan gab zu bedenken: „Es laufen zurzeit sehr viele übers Land und erzählen den Grundstückseignern, dass sie bauen können. Meist sind das aber Grundstücksmakler, die Land für andere sichern, die später die Anlagen bauen.“ Der eine oder andere werde nachher enttäuscht sein, wenn sein Vertrag nichts wert sei, weil dann dort nicht gebaut werde. Es gelte, Regeln einzuhalten. Daher hätten die VGs Gebhardshain und Wissen, um Planungshoheit zu behalten, schon vor Jahren einen Zweckverband gegründet und einen gemeinsamen Flächennutzungsplan „Teilbereich Windenergienutzung“ auf den Weg gebracht, um Vorrangflächen für Windkraft auszuweisen. Die Planungen waren schon weit gediehen, doch durch die neuen Vorgaben der Landesregierung habe sich die Rechtssituation gewaltig geändert: Bisherige Ausschlusskriterien sind erheblich entschärft worden, der Windkraft werde absolute Priorität eingeräumt – und der Plan müsse völlig überarbeitet werden.

Vogelkundler erfassen derzeit die Vogelzüge. Auch der Mindestabstand vom Windrad zur Wohnbebauung muss noch festgelegt werden. Da hatte der Zweckverband 1000 Meter vorgesehen – einige große, von Interessenten ausgeguckte Flächen würden kleiner ausfallen. Ob 1000 Meter indes zum Evangelium erklärt würden oder auch ein geringerer Abstand, wenn sich die Geräuschkulisse der Anlagen technisch reduzieren lasse oder ein Ort tiefer oder hinter einer Kuppe liege wie Steineroth, müsse geprüft werden. „Windräder sind nicht unbedingt leise, sondern haben einen enormen Geräuschpegel: 110 bis 120 Dezibel an der Nabe. Bei einem Pkw, der durch Steineroth fährt, sind es 60 bis 70 Dezibel. Wobei 10 Dezibel mehr immer das Doppelte der Geräusche bedeuten: 70 Dezibel sind doppelt so laut wie 60.“ Der Zweckverband tage wieder am 27. März in Gebhardshain, teils öffentlich. Schwan geht davon aus, dass in der VG Gebhardshain noch einige Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen werden – ob auch in Steineroth, das werde aber auch geprüft. In Gebhardshain zu sehen sein würden auch Räder vom Hümmerich, der in Wissen Vorranggebiet sein könnte. Betzdorf habe derweil positiv auf den Vorschlag reagiert, das Ganze ein bisschen abzustimmen.

Es habe in der VG Gebhardshain schon Bauvoranfragen gegeben, die abgelehnt werden mussten, weil der Plan noch nicht vorlag. Schwan hofft, ihn im Lauf des Jahres zu haben. Aber auch dann würde es hier vor Ende 2013 keine neuen Anlagen geben. Da oft der Hauberg Eigentümer der Flächen ist und das Land Gemeinden nur beteiligen kann, wo Staatsforst verfügbar ist, wurde von Steinerother Ratsmitgliedern die Befürchtung geäußert, dass sich später alle über die Windräder ärgern und nur einige kassieren. Die Gemeinde – in der mit der Vergrößerung des Umspannwerks zudem noch lauteres Brummen von dort zu hören sei – aber sei arm wie eine Kirchenmaus. Schwan erklärte, Gemeinden könnten einen Teil des Kuchens übers Wegerecht bekommen: Pacht fürs Nutzen ihrer Wege.