Quelle: RZ Altenkirchen, Betzdorf vom Dienstag, 11. September 2012, Seite 15, Redakteur: Daniel Weber
Stegskopf Daadens Bürgermeister Schneider fordert weiter eine Mischnutzung aus Ökologie, Gewerbe und Energiegewinnung
Emmerzhausen/Daaden. In der Frage um die Zukunft des Truppenübungsplatzes Daaden machen die Anrainergemeinden des Stegskopfs weiter Druck. Sie wünschen sich nach dem Abzug der Bundeswehr auf dem Areal eine Kombination aus Ökologie, Gewerbe und Windkraft. Ein reines Naturschutzgebiet, wie von Umweltverbänden gefordert, lehnen sie ab. „Ich erwarte von Mainz ein klares Signal“, sagt Daadens Bürgermeister Wolfgang Schneider, der dafür plädiert, der Windkraft auf dem Stegskopf eine Vorrangstellung zuzuweisen. 2014 wird die Bundesanstalt für Immobilienfragen Eigentümerin des 2000 Hektar großen Areals, über eine mögliche Unterschutzstellung wird aber auf Landesebene entschieden.
Dieser Tage flatterte Schneider ein Schreiben von Landeswirtschaftsministerin Eveline Lemke auf den Tisch. Im Brief, der an alle kommunalen Verwaltungschefs ging, heißt es, das Land setze auf erneuerbare Energien, und wolle auf dieser Grundlage bis 2030 Stromexportland werden. Er sei „dankbar“ für diesen Ansatz, sagt Schneider. Denn geht es nach den Anrainergemeinden, wird der Wind über dem Stegskopf künftig einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.
Schneider hat wiederholt betont, wie sehr das Areal für die Windkraftnutzung prädestiniert sei: Es handele sich um einen der windhöffigsten Standorte im Umkreis mit weitem Abstand zu den Wohngebieten. Breite, befestigte Straßen für den Bau seien vorhanden, „man muss also keine Schneisen mehr in den Wald schlagen“. Und letztlich könne man hier – statt einer weiteren Verspargelung der Landschaft – Windräder konzentrieren. „Eine ideale Situation, die es so im Kreis nirgendwo gibt. 20 große Windräder würden hier soviel abwerfen, dass der Kreis energieautark würde.“
Doch die Windkraft soll nur ein Aspekt sein. Nach den Plänen der umliegenden Kommunen sollen sich auf dem Noch-Militärgelände Gewerbebetriebe ansiedeln können und ein Stück weit den Wegfall der 120 zivilen Arbeitsplätze kompensieren. Im nordöstlichen Bereich des Truppenübungsplatzes bei Emmerzhausen wäre dies sogar ohne baulichen Aufwand möglich: Beim ehemaligen Mobilmachungsstützpunkt handelt es sich um eine fünf Hektar große Fläche mit mehreren Hallen, die über Wasseranschluss und gute Anbindung zu Autobahn und Flughafen verfügen. Auch eine Breitband-Versorgung wäre leicht zu realisieren. Sollten sich hier Betriebe ansiedeln, wäre das, so Schneider, „ein großer Schritt“ – zumal Gewerbeflächen in der VG Daaden rar gesät sind. Der Verwaltungschef sieht rund um den Stegskopf zudem reichlich Potenzial für einen sanften Tourismus.
Doch was ist mit dem Artenreichtum, den ökologisch kostbaren Wäldern und Offenlandschaften? Schneider stellt klar: „Wir reden bei der wirtschaftlichen Nutzung nicht über das gesamte Gelände. Uns allen ist klar, dass der Naturschutz einen besonderen Stellenwert behalten muss.“ In Reinform habe es diesen aber seit Eröffnung des Truppenübungsplatzes 1958 nie gegeben, und auch künftig könne man die Flächen nicht einfach sich selbst überlassen: Dann drohe Wildwuchs, der die schützenswerten Bereiche überlagere. Schneider schwebt deshalb eine Nutzung vor, die ökonomisch so viel abwirft, dass die Erträge die Kosten für die landschaftliche Unterhaltung abdecken: „Das Ziel ist: weg von den Fördertöpfen, hin zur eigenverantwortlichen Pflege.“