Der Windkraftausbau im Westerwald muss beschleunigt werden!

Windkraft für Kommunen und Bürger

Die Zeitenwende erfordert schnelles Handeln. Explodierende Energiepreise belasten Kommunen und Bürger. Der Klimawandel ist kaum noch zu verhindern. Der Naturhaushalt verschlechtert sich. Die drei im Westerwald tätigen Bürgerenergiegesellschaften zeigen einen Ausweg. Sie betreiben seit vielen Jahren gemeinsam mit rund 800 Leuten 6 Windräder und einige große Fotovoltaiken. „Der Windkraftausbau im Westerwald muss beschleunigt werden!“ weiterlesen

BUND informiert in Höchstenbach über Windanlagen

Quelle: Westerwälder Zeitung vom Mittwoch, 13. Mai 2015, Seite 23

Technik Bürger besichtigen Baustelle der Firma Schütz

Höchstenbach. Mehr als 70 BUND-Mitglieder und interessierte Bürger konnte der neue stellvertretende BUND-Landesvorsitzende Michael Carl zu einer Informationsveranstaltung in Höchstenbach begrüßen. An der Baustelle der Firma Schütz stellten Winfried Heibel und Stefan Boden die im Bau befindlichen Windräder vor. Michael Carl, der gleichzeitig den Arbeitskreis Energie des BUND Rheinland-Pfalz leitet, betonte, dass der BUND als Hauptziel im Klimaschutz eine massive Energieeinsparung fordert. Gleichzeitig müsse aber für den Ausstieg aus Atom und Kohle der Anteil an erneuerbarer Energie noch enorm gesteigert werden. Dabei spiele die Windenergie eine tragende Rolle. Deshalb werde der BUND auch an dem, vom früheren Landesvorsitzenden Harry Neumann Anfang 2014 geforderten, Ziel zum Bau von weiteren 1000 Windrädern in Rheinland-Pfalz festhalten, so Carl.

Besonders interessant war die Besichtigung der Baustelle der Firma Schütz im Wald. In der Bauphase müssen größere Waldflächen in Anspruch genommen werden. Der das Projekt begleitende Biologe Bernhard Diefenthal wies in diesem Zusammenhang aber auch darauf hin, wie viele später nicht benötigte Flächen rekultiviert und der Natur zurückgegeben werden. Dass sich auf den natürlich wiederbegrünten Flächen eine artenreiche Fauna bildet, das zeigte eine anschließende Besichtigung der vor sieben Jahren gebauten Windräder am Hartenfelser Kopf. Beeindruckend war das als Ausgleich beim Bau des Windparks entstandene Naturschutzgebiet unterhalb von Mündersbach. Ortsbürgermeister Helmut Kempf, der dieses Projekt vorstellte, betonte den hohen Wert nicht nur für die Natur, sondern auch für die Bürger. Für die drei im Westerwald tätigen Bürgerenergiegenossenschaften (Wäller Energie, Maxwäll und Alternative Energie Kroppacher Schweiz) forderte deren Geschäftsführer Karl-Heinz Groß die Kommunen und das Land auf, geeignete Flächen nicht zu Fantasiepachten an ortsfremde Fonds zu verpachten, sondern den örtlichen Bürgern über Energiegenossenschaften eine Beteiligung zu ermöglichen. In einem abschließenden Vortrag wurde umfangreich zu der Diskussion um die Windkraft informiert. Dabei wurde deutlich, dass durch moderne Bau- und Transporttechniken der Eingriff in den Wald erheblich gesenkt werden kann. Es wurde erläutert, dass nach fachlichen Untersuchungen derzeit keine Tierpopulation im Bestand durch Windenergie gefährdet ist. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen stellt bei den derzeitigen Abständen der Windräder zur Wohnbebauung auch der oft angeführte Infraschall keine Beeinträchtigung dar.

Wie Michael Carl für den BUND betonte, ist die derzeitige überwiegend auf Atom, Öl und Kohle basierende Energieversorgung eine nicht zu vertretende Gefährdung kommender Generationen. Der BUND werde daher auch weiterhin engagiert, in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, zu einer zukunftsfähigen Lösung des Energieproblems beitragen.

Mikrorevolution vom Dach

Quelle:  Photovoltaik

Kleinwind — Ein BHKW oder eine Windmühle können die Photovoltaikanlage im Winter unterstützen. Ein Start-up aus Niedersachsen zeigt, wie es geht: Seine Mikrowindanlage lässt die Preise pro Kilowatt installierter Leistung deutlich purzeln. Niels Hendrik Petersen dreht Fritz Unger die Schraube von der Narbe. Er nimmt den Rotor in einem Stück ab und hält ihn vor seine Brust. In dem Rotordesign stecken fünf Jahre Entwicklungsarbeit, es ist das Know-how der jungen Gründung aus Langenhagen bei Hannover. Der 23-jährige Unger ist Geschäftsführer von Fu Systems und Erfinder der Anlage. Er ist getrieben von dem Gedanken, den deutschen Kleinstwindmarkt mit seiner Skywind-Anlage umzukrempeln. „Der Rotor ist aus Duraluminium und wiegt nur 700 Gramm“, sagt Unger und fordert: „Heben Sie ihn ruhig an.“ Das Material wird auch in der Luftfahrttechnik eingesetzt. Der mattgraue Flügel fühlt sich leicht rau an. Er ist mit einem Pulver beschichtet und drei Millimeter dünn. „Genau darum reflektiert der Rotor kaum Licht, wenn er sich in der Sonne dreht“, beschreibt Unger. Im Windjargon heißt diese permanent auftretende Reflexion „Diskoeffekt“…..

lesen sie hier weiter.

De Artikel aus der Photovoltaik  können Sie hier herunterladen :
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Flächen für Windpark Oberholz vertraglich gesichert

Interkommunal getragenes Bürgerenergieprojekt nimmt Fahrt auf

Nach den einstimmig gefassten Absichtserklärungen der vier Ortsgemeinderäte und der in Kürze bevorstehenden Entscheidung der Verbandsgemeinde Hachenburg zur Gründung einer gemeinsamen kommunalen Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) für den Windenergiepark Oberholz wurden in den letzten Tagen die Pachtverträge unterzeichnet.

Die Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Hachenburg, Gabriele Greis, konnte neben den vier Ortsbürgermeistern auch die Vertreter der in der Region ansässigen Bürgerenergiegesellschaften, die Vertragspartner der künftigen AöR, begrüßen.
Sie führte einleitend aus, dass man nach den anfänglichen Bestrebungen zur Errichtung einer Vielzahl von Windenergieanlagen und der darauf ausgerichteten Flächennutzungsplanung mit dem derzeit noch verbleibenden Bereich am Oberholz gleich wohl einen wichtigen Teilerfolg verzeichnen könne. Es gelte jetzt, gemeinsam mit den Bürgerenergiegesellschaften und den Genehmigungsbehörden alle weiteren Schritte im Hinblick auf eine allseits verträgliche Realisierung des Projektes anzustreben.

Mit dem Abschluss der Pachtverträge und der seitens der Verbandsgemeinde Hachenburg bereits geleisteten Vorarbeit bei der Flächennutzungsplanung und den avifaunistischen Untersuchungen seien die maßgeblichen Grundvoraussetzungen bereits umgesetzt.

Obendrein sei es wichtig und richtig gewesen, den öffentlichen Interessen an der Energieversorgung im Allgemeinen und dem Projekt im Besonderen mit der Gründung der AöR Rechnung zu tragen. Mit der geplanten Betriebsführung durch die Verbandsgemeindewerke Hachenburg profitiere man von dem dort vorhandenen Know-how, das eine gute Aufgabenerledigung erwarten lasse.
Dass umweltfreundliche und naturschutzverträgliche Energie in Bürgerhand in der Verbandsgemeinde Hachenburg gewollt sei, bestätigten nicht zuletzt die unzähligen Interessenten, die ihren finanziellen Beitrag leisten wollten. Sobald eine belastbare Aussage zur Realisierbarkeit getroffen werden könne, werde man gemeinsam mit den Projektpartnern vor Ort Informationsveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürgern durchführen, so Greis.

Für die beteiligten Bürgerenergiegesellschaften erklärte der Geschäftsführer der Alternativen Energie Kroppacher Schweiz GmbH & Co. KG (AEKS), Karl-Heinz Groß, der auch Mitglied des BUND ist, dass der Klimaschutz auch eine hohe Bedeutung für den Naturschutz habe. Es sei für ihn selbstverständlich, dass die örtlichen Belange des Natur- und Artenschutzes beachtet würden.

Die Arbeitsgemeinschaft Oberholz, bestehend aus der AEKS, der Maxwäll-Energie Genossenschaft eG und der WÄLLER ENERGIE eG, habe auf Basis der bereits vorliegenden Untersuchungen einen Gutachter damit beauftragt, über Frühjahr, Sommer und Herbst insbesondere die örtliche Vogelwelt und die Fledermäuse zu beobachten.

Da der Bau einer Windkraftanlage immer einen Eingriff in den Naturhaushalt bedeute, seien in der Vergangenheit in Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden entsprechende Ersatz und Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen worden, die durchweg zu einer Aufwertung des Naturhaushaltes geführt haben. So sei beispielsweise für den Windpark Hartenfelser Kopf das von allen Naturschützern begrüßte Naturschutzgebiet bei Mündersbach realisiert worden.

Karl-Heinz Groß betonte abschließend, dass die in der Verbandsgemeinde Hachenburg vorgesehene Bürgerbeteiligung den Forderungen des BUND nach einer dezentralen Erzeugung regenerativer Energien in Bürgerhand entspreche.

 

Die Vertragspartner bei der Unterzeichnung der Pachtverträge.hintere Reihe v.l.n.r.: Karl-Heinz Groß (AEKS), Daniel Rahn (WÄLLER ENERGIE eG), Peter Müller (Maxwäll—Energie Genossenschaft eG), Gabriele Greis, Peter Bräuer (AEKS) vordere Reihe v.l.n.r.: Heinz Schneider (OB Steinebach), Beate Salzer (OB Alpen rod), Frank Petmecky (OB Lochum), Paul Kunz (OB Gehlert)

hintere Reihe, von links: Karl-Heinz Groß (AEKS), Daniel Rahn (WÄLLER ENERGIE eG), Peter Müller (Maxwäll-Energie Genossenschaft eG), Gabriele Greis, Peter Bräuer (AEKS)
vordere Reihe, von links: Heinz Schneider (OB Steinebach), Beate Salzer (OB Alpenrod), Frank Petmecky (OB

Wie es in Zukunft mit dem Stegskopf weiter gehen soll

Quelle:  RZ Altenkirchen, Betzdorf, Donnerstag, 4. Dezember 2014, Seite 21

W I E   E S   I N   Z U K U N F T
M I T   D E M   S T E G S K O P F  W E I T E R    G E H E N   S O L L
Konversion Kreise und Bundesanstalt für Immobilien informieren

Daaden. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sowie die Kreisverwaltungen Altenkirchen und Westerwald richten gemeinsam eine Informationsveranstaltung zur Zukunft des Stegskopfs aus:. Themen sind der aktuelle Sachstand der Konversion auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Daaden und die künftigen Nutzungsmöglichkeiten des Areals.

Dabei geht es insbesondere auch um den Status des Nationalen Naturerbes und die weitere Vorgehensweise hinsichtlich Lager und Mobilmachungsstützpunkt. Die Veranstalter hoffen auf zahlreiche Interessierte am Mittwoch, 17. Dezember, 17 Uhr, im Bürgerhaus in Daaden.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Landrat Michael Lieber gibt es anschließend Informationen zu den folgenden Themenbereichen – aktueller Sachstand zu den Aspekten Sicherheit und Kampfmittelbelastung: Christian Tölle und Claus Niebelschütz von der BImA, Peter Deipenbrock von der Ordnungsbehörde des Landkreises Altenkirchen und Andreas Müller von der OFD Niedersachsen, der Leitstelle des Bundes für Kampfmittelräumung, stellen ein strategisches Handlungskonzept vor. Alfred Walter erörtert für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Planungen zum Nationalen Naturerbe Stegskopf.

Als Vertreter der anerkannten Naturschutzverbände wird Harry Neumann (BUND) die Chancen für die Natur im Nationalen Naturerbe und für eine naturverträgliche Nutzung beleuchten.

Auch der Zweckverband Stegskopf gibt Auskunft. Die übrigen Gemeinden aus dem WW-Kreis und dem AK-Land informieren zudem über die bisherigen Verfahrensstände und können außerdem selbst Fragen stellen.

Neben Kommunalpolitikern, Vertretern des Umwelt- und Wirtschaftsministeriums aus Mainz und interessierten Landwirten sind Interessierte, Bürgerinitiativen und Umweltverbände zu dieser offenen Infoveranstaltung eingeladen.

Naturschützer, Klimaschutz und die Umkehrung der Mephistopheles-Maxime:

Eine Betrachtung zum Stegskopf

von Friedrich Hagemann

Faust: Nun gut, wer bist Du denn?
Mephistopheles: Ein Teil von jener Kraft,
die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Aus: Faust, der Tragödie Erster Teil

1   Traum oder Trauma

Es liegt nur wenige Monate zurück, dass der Vorsitzende eines rheinland-pfälzischen Umweltverbandes glaubte, einen „Traumtag“ zu erleben. Er meinte damit denjenigen Tag, an dem ein Staatssekretär im Umweltministerium verkündete, dass der ehemalige Truppenübungsplatz Daaden, hierzulande bekannter unter der Bezeichnung „Stegskopf“, in das Nationale Naturerbe aufgenommen werden solle. Die Fläche, um die es sich dabei handelt, umfasst rund 2.000 Hektar und war zu einem Teil als Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet, zu einem weiteren Teil als Vogelschutzgebiet (SPA) ausgewiesen.

War dieser Tag wirklich ein Traumtag oder eher der Tag eines Alptraums? Zur Beantwortung dieser Frage soll nicht den Behauptungen nachgegangen werden, dass die Aufnahme des Stegskopfs in das nationale Naturerbe auf einem anrüchigen Deal zwischen BUND und BImA beruht, denn ein anrüchiges Verfahren muss nicht in jedem Fall zu einer sachlich falschen Entscheidung führen. Die Beantwortung der Frage muss sich vielmehr damit befassen, wie sich Naturschutz und Klimaschutz zueinander verhalten und ob die angekündigte Entscheidung des Bundesumweltministeriums in diesem Spannungsfeld die Richtige ist. Denn die einzige ernstlich in der Öffentlichkeit diskutierte Alternative zu dem Pauschalschutz des „Stegskopfs“ war die Errichtung eines Windparks am Westende des Gebiets, mit dessen Einnahmen die erforderlichen landespflegerischen Maßnahmen in den unter Schutz zu stellenden Bereichen hätten finanziert werden können. Und dass der Ausbau der Windenergie eine Maßnahme des Klimaschutzes ist, wird selbst von solchen Naturschutzverbänden, die mit der Windenergie eine „industrielle Überformung der Landschaft“ verbinden, nicht in Frage gestellt. Kein Zweifel, Klimaschutzmaßnahmen wie Windparks sind mit Eingriffen in die Natur verbunden. Aber greift nicht auch das Klima oder eine Veränderung desselben in die Natur ein? Mit dieser Frage müssen wir uns zuerst befassen.

2   Die Abkehr von der Nachhaltigkeit

Viele Hunderttausend Jahre war der Mensch in der Lebensform eines Jägers und Sammlers Teil des Ökosystems Erde. Erst vor rund 10.000 Jahren änderte sich sein Umgang mit dem Ökosystem. Es begann mit der Sesshaftigkeit, mit dem Ackerbau, mit einer gezielten Einwirkung auf den Boden. Diese veränderte Form des Wirtschaftens gefährdete indes noch nicht das Ökosystem Erde. Erst mit der Nutzung der fossilen Energieträger vor rund 200 Jahren veränderte der Mensch seinen Umgang mit dem Ökosystem in einer Weise, die gefährlich werden konnte. Die Verlockung der fossilen Rohstoffe und ihre scheinbaren Vorteile waren so groß, dass sie in einem Zeitraum von weniger als 100 Jahren die bis dahin ausschließlich genutzten regenerativen Energieträger, in erster Linie Holz, zurückdrängten. Dies war der ökologische Sündenfall, der Abschied von einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise. Es ist eine Ironie der Kulturgeschichte, dass sich durch diese fundamentale Abkehr von der Nachhaltigkeit – einem Begriff aus der Forstwirtschaft – die damals übernutzten Wälder wieder erholen konnten.

In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts trat der Kippeffekt ein, dass die Fossilen die Regenerativen überholten. Und seitdem haben wir – parallel zu der zunehmenden Verbrennung von Kohle, Öl und Gas – den unaufhaltsamen Anstieg des Kohlendioxids (CO2) in der Atmosphäre. Der über Jahrtausende stabile Anteil von 280 parts per million (ppm) CO2 an der Luft ist auf inzwischen über 400 ppm angestiegen. Damit einher ging die Intensivierung der Landnutzung, die Zerschneidung der Lebensräume und damit verbunden ein massiver Rückgang der Artenvielfalt.

Ziel aller internationalen Vereinbarungen seit Rio ist die Begrenzung des CO2-Anstiegs auf 550 ppm, also etwa das doppelte zu dem Zustand bis zum Jahr 1800 – ein Ziel, mit dem die globale Erwärmung um 2 bis 3 Grad schon in Kauf genommen wird. Ein Ziel aber auch, welches bei der wachsenden Erdbevölkerung und der begonnenen schnellen wirtschaftlichen Entwicklung in Asien, Afrika und Lateinamerika (wenn überhaupt) nur mit größten Anstrengungen der höchstentwickelten Industrieländer zu erreichen ist. Angesichts der Evidenz, dass die nicht nachhaltige atomar-fossile Wirtschaft unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstört, wird man dieses Ziel wohl kaum als amditioniert bezeichnen können.

3   Die Auswirkungen des Klimawandels und der Naturschutz

Natürliche Schwankungen des Klimas hat es immer gegeben. Aber es hat noch nie eine so schnelle Veränderung des Klimas gegeben wie seit dem 20. Jahrhundert. Die Beschleunigung der Erderwärmung wird nach der fast einhelligen Ansicht der Forschung durch die Treibhausgase, also vor allem das CO2, verursacht.

Global betrachtet sind die Auswirkungen des Klimawandels durchaus unterschiedlich. Während für viele Staaten der Anstieg des Meeresspiegels (Bangla Desh) oder die Zunahme der Zahl und Intensität von Stürmen (Philippinen) eine die dortigen Zivilisation bedrohende Gefahr darstellen, sind die Folgen für Deutschland weniger schwer. Natürlich werden die fünf deutschen Alpengletscher, deren Fläche sich seit 1850 schon um 60 % reduziert hat, gänzlich verschwinden. Aber was z.B. die Vogelarten angeht, wird prognostiziert, dass mehr Arten auf Grund der Erwärmung zuwandern als aus Deutschland verschwinden. Die Zugvögel haben ihr Verhalten massiv verändert. Sie verweilen jetzt etwa einen Monat länger in Deutschland als noch in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und einzelne Zugvogelarten werden sogar zu Standvögeln. Durch den Anstieg des CO2-Gehalts der Luft steigt auch bei manchen Pflanzen die Photosyntheseleistung, was aber mit Qualitätseinbußen (z.B. Mengenanstieg beim Weizen, dessen Proteingehalt dabei sinkt) verbunden sein kann. Was jedermann beobachten kann, sind die Veränderungen im jahreszeitlichen Verlauf von biologischen Prozessen wie die zeitliche Vorverlagerung von Blattaustrieb, Blüte und Fruchtreife, Verspätung der Blattfärbung im Herbst und somit Verlängerungen von Vegetationsperioden.

Dadurch, dass sich die Niederschlagsverteilung im Jahresverlauf verändert, kommt es zu mehr Sommerdürren und häufigeren Hochwassern im Winter. Es wandern Insekten ein, welche Krankheitserreger verbreiten, oder Pflanzen, die Allergien auslösen (Beifußambrosie). Nicht so schnell wandern können die Bäume. So haben denn auch bei den häufigsten Baumarten in Deutschland, der Fichte und der Buche, die Nadel- und Blattverluste erheblich zugenommen. Sie reagieren also gestresst. Andererseits verschiebt sich die Baumgrenze nach Norden und in den Alpen in immer höhere Lagen; eher wärmeliebende Baumarten wie die Kiefer könnten von einer Erwärmung profitieren.

4   Klimawandel und Natura 2000-Gebiete

Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natura 2000-Gebiete wurden zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht. Die Risikoabschätzungen in Bezug auf FFH-Gebiete für die Pflanzenwelt und ihre Areale haben ergeben, dass die potenziellen relativen Verluste an Arealen größer sind als die Arealgewinne und auch bei den Zahlen der vorkommenden Pflanzen- und Pilzarten die durch den Klimawandel verursachten Verluste die Gewinne übersteigen werden. Die größten potenziellen Verluste werden bei den Mooren und bei der gemäßigten Heide- und Buschvegetation erwartet. Was die Vogelwelt, also den mobilsten Teil der Tierwelt, betrifft, so haben Untersuchungen ergeben, dass infolge des Klimawandels bei einem Temperaturanstieg um 2,7 Grad im Zeitraum bis 2045 – 2055 in einzelnen Regionen in Deutschland ein Wegzug der Arten aus den Vogelschutzgebieten von bis zu 50 % möglich ist. Für die Region, in welcher der Stegskopf gelegen ist, besagt dieselbe Studie, dass bei der Zahl der Vogelarten ein Rückgang von 39 – 48 % zu erwarten ist. Wir sehen also: Der Klimawandel greift in massiver Weise in den Naturhaushalt ein. Er macht keinen Bogen um die Natura 2000-Gebiete.

Gleichgültig, ob die eine oder andere Veränderung für Tier- und Pflanzenwelt und Ökosysteme, die durch die Klimaveränderung bewirkt wird, als eher positiv oder eher negativ bewertet wird, ist festzustellen, dass die Veränderung Stress für den Naturhaushalt bedeutet. Umgekehrt bedeutet eine Verlangsamung des Temperaturanstiegs auch eine Stressverminderung für den Naturhaushalt. Wer den Stress von der Natur abhalten will, wer die Artenvielfalt und die Vielfalt der in Deutschland vorhandenen Habitate schützen will, kommt nicht daran vorbei, sich auch für den Klimaschutz zu engagieren; das Bundesamt für Naturschutz nennt die Abschwächung des Klimawandels als wichtigste Handlungsoption – noch vor der Unterstützung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Biodiversität. Dieses Engagement für Klimaschutz ist möglich: Durch einen konsequenten Einsatz für Energieeinsparung, Energieeffizienz und die Erneuerbaren. Auf keinen dieser drei Bausteine kann verzichtet werden.

5   Die Bedeutung des Stegskopfs

Wenn es also evident ist, dass der Ausbau der Erneuerbaren einer der drei Bausteine ist, die für den zukünftigen Erhalt der Natura 2000-Gebiete erforderlich sind, stellt sich die Frage, weshalb seitens der Umweltverbände in Rheinland-Pfalz dafür gekämpft wird, den Stegskopf von der Windkraftnutzung freizuhalten. Zunächst schwingt da ein Stück Nostalgie mit: In einem Flugblatt der Verbände heißt es, dass das Gebiet den Charakter „noch die Landschaft vor 100 bis 200 Jahren“ widerspiegele und der „historische Huteweidencharakter“ erhalten bleiben müsse. Im Übrigen greifen die Verbände auf die Gründe zurück, weshalb der Stegskopf als Schutzgebiet ausgewiesen wurde: Dort sind verschiedene nach dem Anhang I der FFH-Richtlinie geschützte Buchenwaldarten, Moor- und Auenwälder, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Magerweiden und einige andere Lebensraumtypen vorhanden, die die Ausweisung als FFH-Gebiet begründet haben. Unter den Vogelarten des Gebiets werden von den Verbänden Singvögel (Braun- und Schwarzkehlchen), Greifvögel (Rot- und Schwarzmilan), Schreitvögel (Schwarzstorch), Rabenvögel (Kolkrabe), Hühnervögel (Haselhuhn) und Stelzvögel (Bekassine) und verschiedene Spechtarten angeführt, ferner die Wildkatze, Fledermausarten und diverse Falterarten. Die Vielfalt der Arten, auch der seltenen, und der Lebensräume ist so groß, dass das Gebiet zu Recht als schutzwürdig betrachtet wird. Dies wurde auch vom Land Rheinland-Pfalz so gesehen, weshalb geplant wurde, den größeren Teil des früheren Übungsplatzes als Naturschutzgebiet auszuweisen.

6   Naturschutzgebiete und Natura 2000-Gebiete

Was ist der Unterschied zwischen Naturschutz- und Natura 2000-Gebieten? Die Definitionen enthält das Bundesnaturschutzgesetz. Vereinfacht gesagt: Naturschutzgebiete genießen einen höheren gesetzlichen Schutz als Natura 2000-Gebiete. Und Naturschutzgebiete sind in aller Regel von kleinerem Zuschnitt, während der Gedanke von Natura 2000 gerade der ist, ein großes, zusammenhängendes Flächennetz zur Erhaltung der Artenvielfalt zu schaffen. Der Windenenergieerlass der Landesregierung von Rheinland-Pfalz schließt den Bau von Windkraftanlagen in Naturschutzgebieten kategorisch aus. In Natura 2000-Gebieten ist dagegen die Verwirklichung von Vorhaben erlaubt, es sei denn, dass sie einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten den Schutzzweck des Gebiets erheblich beeinträchtigen. Diese landesrechtliche Regelung entspricht exakt den europarechtlichen Vorgaben.

Diese gesetzliche Unterscheidung im Schutzstatus war es, welche die anerkannten Naturschutzverbände in Rheinland-Pfalz auf den Plan gerufen hat. Sie kämpfen dafür, dass alle Natura 2000-Gebiete, also z.B. auch der Giebelwald, von Windkraft verschont bleiben, also wie Naturschutzgebiete behandelt werden. Von daher war es auch nur konsequent, dass die Verbände auch die Ausweisung des Stegskopfs als Naturschutzgebiet beantragten. Sie berufen sich dabei auf das Land Nordrhein-Westfalen, welches für sein Gebiet den Bau von Windkraftanlagen in Natura 2000-Gebieten ausgeschlossen hat. Indes verkennen die Verbände, dass die Gesetzeslage eine andere ist, also der Natura-Status nicht bauliche Eingriffe ausschließt. Dass Nordrhein-Westfalen hier anders vorgeht als Rheinland-Pfalz, erscheint durchaus sinnvoll. Denn Nordrhein-Westfalen ist von seiner Fläche her fast doppelt so groß wie Rheinland-Pfalz, hat aber weniger Flächen für Natura 2000-Gebiete ausgewiesen, was nicht zuletzt auf der hohen Bevölkerungsdichte beruht. Bei uns sind knapp 20 % der Landesfläche Teil des Netzwerks, in NRW deutlich weniger als 10 %. Dies ist ein triftiger Grund für eine unterschiedliche Handhabung. Auch der BUND in Hessen scheint das so zu sehen, denn er engagiert sich für den Bau von Windkraft in Natura 2000-Gebieten.

Die ganze Auseinandersetzung zwischen Windkraftbefürwortern und Naturschützern am Stegskopf lässt sich auf die Frage reduzieren, ob ein Pauschalschutz von Natura 2000-Gebieten angeordnet werden soll oder ob Einzelfallprüfungen in Bezug auf den Schutzzweck des Gebiets stattfinden sollten. Denn selbstverständlich ist jeder Bauinteressent einer Windkraftanlage an das geltende Recht gebunden, wonach dem Artenschutz bei der Realisierung von Vorhaben Rechnung getragen werden muss. Ob das Artenschutzrecht in seiner jetzigen Ausprägung angemessen ist, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Auseinandersetzung um den Stegskopf gar nicht so sehr als ein Problem dar, bei dem es um den Schutz einzelner Arten oder die Erhaltung der Artenvielfalt geht. Vielmehr geht es darum, ob ein pauschaler Schutz erfolgt, der sich allein an den alten Grenzen des Truppenübungsplatzes orientiert, oder ein überwiegender Pauschalschutz (für den für das Naturschutzgebiet vorgesehenen Teil) angeordnet wird, verbunden mit einzelfallbezogenen Schutzprüfung auf der übrigen Fläche.

7  Naturschützer und Klimawandel

In den vergangenen Jahren ist der Klimawandel wegen seiner oben (unter 3 und 4) aufgezeigten Auswirkungen auf Ökosysteme verstärkt in das Zentrum einer öffentlichen, vielfach von der Wissenschaft angestoßenen Diskussion getreten. Diese Diskussion ist freilich bei vielen der (vor allem ehrenamtlichen) Naturschützer nicht oder noch nicht angekommen. Sie blenden schlicht aus, dass das Klima der wichtigste Faktor für das großräumige Vorkommen von Arten ist. Um es mit den Worten des – vermutlich einer Parteinahme unverdächtigen – Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zu sagen: „Dass der rasch voranschreitende Klimawandel in der Lage ist, die Rahmenbedingungen für Naturschutz nachhaltig zu verändern, dringt nur zögerlich ins Bewusstsein vieler Naturschützer.“ Sie begreifen die Natur mit allen ihren Erscheinungsformen, Ökosystemen, Habitaten und Arten als etwas Statisches, worüber sie eine große Käseglocke stülpen wollen. Das BfN zitiert Äußerungen von Ehrenamtlern („Ich will aber, dass diese Arten der Mittelgebirgshochflächen auch in Zukunft noch dort vorkommen“ oder: „Warten wir mal ab, so dramatisch kommt es [gemeint: der Klimawandel] am Ende wie meist doch nicht“), welche die Annahme nahe legen, dass diese nicht erfasst haben, dass nur die wenigsten Arten in allen Klimaregionen existieren können, also die Mehrheit der Arten bestimmte klimatische Bedingungen benötigt und eine Veränderung dieser Bedingungen zu Zuwanderung und Abwanderung oder dem Aussterben führt.

Die bei manchen Naturschützern zu beobachtende Neigung, die Bedeutung des Klimawandels für den Naturschutz klein zu reden, mag bisweilen auch darauf beruhen, dass es bequemer ist, sich nicht mit den Folgen des Klimawandels und der Frage auseinanderzusetzen, inwieweit sie selbst als Ehrenamtler durch ihren Lebensstil, der sich meistens nicht von dem in unserer Gesellschaft Üblichen unterscheidet (bedenkenloses Autofahren, Flugfernreisen, exzessiver Stromverbrauch, Fleischverzehr, Wegwerfkultur), zu der Zerstörung der von ihnen geliebten Schutzgebiete beitragen. Und es ist kein Zufall, dass sich in den Reihen engagierter Naturschützer auch „Klimaskeptiker“, also Leugner des Klimawandels, befinden.

8   Die Lösung: Das Schutzgebietsmanagement

Was folgt aus alldem? Nach meinem Dafürhalten ging die ganze Diskussion um den Stegskopf in die falsche Richtung. Es wurde von den anerkannten Verbänden in RLP die weitgehende Forderung nach Pauschalschutz von Natura 2000-Gebieten aufgestellt, die in anderen Bundesländern von den Verbänden nicht mitgetragen wird. Durch die Gunst der Stunde scheint es ihnen gelungen zu sein, ihre Maximalforderung am Stegskopf durchzusetzen. Sie haben erreicht, dass das Gebiet auch nicht an seinem Westrand, wo schon Windkraftanlagen stehen, für die Windkraft genutzt werden kann. Aber was sie nicht erreichen können, ist, dass das Gebiet so bleibt wie es ist. Werden die Hainsimsen-Buchenwälder und die Waldmeister-Buchenwälder, werden die Moore und Feuchthabitate den ausbleibenden Sommerregen überleben? Welche Vogelarten werden dableiben? Welche werden abwandern? Das kann nicht durch Naturschutz reguliert werden, sondern hängt von dem Klimaregime ab. Wer glaubt, dass alles so bleibt wie es ist, wenn man nur die Windkraft abwehrt, der irrt. Und Nostalgie bei der Betrachtung einer nicht nur jahreszeitlich in ständiger Veränderung befindlichen Kulturlandschaft ist zwar verständlich, aber kein Lösungsansatz.

Die Naturschützer haben sich – in Umkehrung der Maxime des Mephistopheles – als ein Teil von jener Kraft erwiesen, die stets das Gute will … Aber schaffen sie das auch? Können nicht die Effekte eines falsch verstandenen Naturschutzes zerstörerisch sein? Ja, das können sie. Es reicht nicht, dass Ehrenamtler nur das Gute anstreben. Sie müssen sich auch fachlich damit auseinandersetzen, dass ihr gut gemeintes Handeln das Gegenteil des von ihnen Gewollten hervorrufen kann.

Müssen wir uns mit einer Veränderung des Charakters der Natura 2000-Gebiete abfinden? Zu einem Teil sicherlich, denn die Klimaveränderung ist in den nächsten Jahrzehnten nicht aufzuhalten, sondern nur zu verlangsamen und zu begrenzen.

Gibt es keine Lösung für einen Erhalt der Natura 2000-Gebiete mit ihrer herrlichen Artenvielfalt? Doch die gibt es. Aber die Lösung ist nicht der Pauschalschutz, den die rheinlandpfälzischen Verbände sich auf die Fahnen geschrieben haben, sondern ein Schutzgebietsmanagement, wie es vom Bundesamt für Naturschutz gefordert wird.

Das BfN beklagt, dass es bislang in den wenigsten Natura 2000-Gebieten Managementpläne gibt, die darauf abzielen, den Naturschutz an den Klimawandel anzupassen. Vor allem für die Wälder, die bei den rheinland-pfälzischen Natura 2000-Flächen einen erheblichen Anteil ausmachen, muss das Management so betrieben werden, dass bei der Waldverjüngung die Frage nach der Anpassungsfähigkeit des zukünftigen Bestandes beantwortet wird, die Zusammensetzung der Baumarten geprüft wird, Kahlschläge vermieden werden und die Resilienz von Waldökosystemen gegenüber Trockenstress durch Erhaltung eines Baumkronendachs gestärkt wird. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung hat die Forstverwaltung in Rheinland-Pfalz bereits unternommen: Die Bewirtschaftung der Wälder nach dem derzeit besten internationalen Standard, genannt Forest Stewardship Council (FSC).

Nehmen wir von den zahlreichen schutzwürdigen Arten, die auf dem Truppenübungsplatz vorkommen, nur diejenigen als Beispiel für das Potential des Schutzgebietsmanagements, die in der Artenliste des Bundesamtes für Naturschutz zu den 40 Arten des „Förderschwerpunkts Verantwortungsarten“ gezählt werden, also den Arten, die in Deutschland – z.B. wegen endemischer Vorkommen – besonders geschützt werden sollen. Dies sind die Wildkatze, der Mittelspecht und der Rotmilan. Hier kann das Schutzgebietsmanagement einen gezielten Habitatschutz für die Brut- und Nahrungshabitate gewährleisten:

Die Wildkatze (unterstellt, dass diese scheue und störungsempfindliche Art die Störungen des Übungsplatzbetriebs tatsächlich überstanden hat und dort wirklich vorkommt) ist bedroht durch Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft und lebt ausschließlich in ruhigen und intakten Laub- und Michwäldern mit Altholzbeständen, wo sie in alten Baumhöhlen oder verlassenen Fuchsbauten ihre Jungen großzieht. Der Mittelspecht braucht als Lebensraum Mittelwälder, d.h. Wälder mit Ober- und Unterholz, Eichen- oder Hainbuchenwälder, möglichst Altbestände und Höhlen in Totholz. Bei diesen Arten ist also auf dem großen Gebiet des Stegskopfs die FSC-Bewirtschaftung mit der Ausdehnung der Alt- und Totholzbestände unmittelbar hilfreich. Der Rotmilan bevorzugt an Offenland angrenzende Waldränder oder Agrarlandschaften mit Feldgehölzen. Auch das bietet der Stegskopf. Aber wichtig für alle drei „Förderschwerpunktarten“ ist eben die Erhaltung der Lebensräume durch ein entsprechendes Management.

Nachtrag

Das Schutzgebietsmanagement kostet Geld. Die von den am Stegskopf gelegenen Gemeinden favorisierte Idee war die, dass die Pachteinnahmen aus dem Betrieb eines Windparks für die landespflegerischen Maßnahmen verwendet werden sollten. Solche Einnahmen würden auch ausreichen, die Kosten des Schutzgebietsmanagements abzudecken. Was nicht passieren darf, ist, dass der Stegskopf weiter herunterkommt. Denn schon jetzt stellt sich das Herz des Stegskopfs, das „Geschwämm“, als ein Salweidenwald dar, der dringend zurückgeschnitten werden muss, will man die dortige Vielfalt erhalten.

Ein Traumtag für die Energiewende

Ein Essay von K.-H. Groß zum Rheinzeitungsartikel „Aus für Windpark am Stegskopf“  vom 1. Februar 2014

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Der BUND-Landesvorsitzende Harry Neumann feiert das Aus für ein Projekt, an dem viele in der Region engagiert für Naturschutz, Klimaschutz und Bürgerenergie zusammengearbeitet haben, als „Traumtag“.

Damit hat er Recht, denn es ist ein …
…  Traumtag für die RWE, sie kann jetzt mehr Kohle- und Atomstrom liefern. Dazu wird sie 20.000 Tonnen Kohle pro Jahr aus Kolumbien importieren oder 25.000 t Braunkohle aus Garzweiler verbrennen und dort Dörfer platt machen. Sie kann auch Atomstrom liefern.
…  Traumtag für die neue Bundesregierung, die in ihren Bemühungen um eine Einschränkung der Windenergie im BUND-Landesvorsitzenden einen Verbündeten gefunden hat.
… Traumtag für die Steuerzahler, die jetzt einige Millionen Euro für die Umwandlung des Übungsplatzes in ein Naturschutzgebiet und dessen Unterhaltung investieren sollen. Beim Bau von sechs Windrädern hätte es pro Jahr mindestens 300.000 EUR Pacht gegeben mal 20 Jahre wären das rund 6 Mio. EUR geworden.
… Traumtag für den Naturschutz, wenn weder Bund, Land oder Kommunen bereit sind, die Mittel aufzubringen, und es bei einer mit unzähligen militärischen Altlasten belegten Fläche bleibt. Es sei denn, BUND und NABU übernehmen die Fläche aus dem Nationalen Naturerbe.
… Traumtag für die Westerwälder Landschaft, wenn statt sechs Windrädern auf dem Stegskopf zwölf im unteren Westerwald gebaut werden müssen, um die gleiche Menge Naturstrom zu erzeugen.
… Traumtag für die Stromkunden, die letztlich für sechs Windräder mehr im Verlauf von 20 Jahren rund 30 Mio. EUR über ihre Stromrechnung bezahlen müssen.
… Traumtag für fast tausend Bürger, deren Traum von einer Beteiligung an einem Bürgerwindpark geplatzt ist.
… Traumtag für die vielen Windkraftgegner, die zur Verhinderung eines Windrades im eigenen Sichtfeld Naturschutzargumente vorschieben – der BUND hilft.
… Traumtag für einige ausgewählte Naturschützer, die sich ohne Publikum ihren Hobbys widmen können.
… Traumtag letztlich auch für den BUND-Landesvorsitzenden, der jetzt, wie von ihm im Fernsehen gefordert, „ungestört in die Ferne“ sehen kann, anstatt auf die Erzeugung von Naturstrom.
… Traumtag oder eher ein Alptraum für viele engagierte Umweltschützer ist inzwischen das Verhalten von Harry Neumann. Er hat als Anführer mit lautstarkem Einsatz bei vielen Demos in Hachenburg für „Energiewende jetzt“ und dazu Wasser, Wind und Sonne gekämpft und alle haben geglaubt, er tut das aus Überzeugung. War es vielleicht nur Selbstdarstellungstrieb? Jedenfalls hat man von ihm als BUND-Landesvorsitzenden nur von seinem Einsatz gegen Windkraft gehört. Zu Klimaschutz, Energiewende und Bürgerwind gab es bisher nur Lippenbekenntnisse. Viele Umweltschützer, die auf eine sinnvolle gemeinsame Lösung am Stegskopf gehofft hatten, sind enttäuscht von dem Zusammenwirken von Windkraftgegnern und Funktionären der Naturschutzverbänden.

Das führte schließlich zum Ende eines Traumes von Bürgerwind im Westerwald.