Mikrorevolution vom Dach

Quelle:  Photovoltaik

Kleinwind — Ein BHKW oder eine Windmühle können die Photovoltaikanlage im Winter unterstützen. Ein Start-up aus Niedersachsen zeigt, wie es geht: Seine Mikrowindanlage lässt die Preise pro Kilowatt installierter Leistung deutlich purzeln. Niels Hendrik Petersen dreht Fritz Unger die Schraube von der Narbe. Er nimmt den Rotor in einem Stück ab und hält ihn vor seine Brust. In dem Rotordesign stecken fünf Jahre Entwicklungsarbeit, es ist das Know-how der jungen Gründung aus Langenhagen bei Hannover. Der 23-jährige Unger ist Geschäftsführer von Fu Systems und Erfinder der Anlage. Er ist getrieben von dem Gedanken, den deutschen Kleinstwindmarkt mit seiner Skywind-Anlage umzukrempeln. „Der Rotor ist aus Duraluminium und wiegt nur 700 Gramm“, sagt Unger und fordert: „Heben Sie ihn ruhig an.“ Das Material wird auch in der Luftfahrttechnik eingesetzt. Der mattgraue Flügel fühlt sich leicht rau an. Er ist mit einem Pulver beschichtet und drei Millimeter dünn. „Genau darum reflektiert der Rotor kaum Licht, wenn er sich in der Sonne dreht“, beschreibt Unger. Im Windjargon heißt diese permanent auftretende Reflexion „Diskoeffekt“…..

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Echte Energiewende ist nur mit Erneuerbaren Energien möglich

Quelle: Unendlich viel Energie

Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11. März erinnert an Risiken und Kosten der Atomkraft.

Berlin, 9. März 2015 – Vier Jahre nach Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist klar: Die Atomkraft ist weder günstig noch nachhaltig. „Fukushima zeigt uns, dass Atomkraft letztlich immer nur auf Kosten der Umwelt, der Allgemeinheit und der kommenden Generationen betrieben werden kann. Eine Energiewende, die das Klima schützt und Kosten reduziert, ist nur mit Erneuerbaren Energien möglich.“, sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).

Bis heute sind die havarierten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi in Japan nicht vollständig unter Kontrolle. Noch immer tritt radioaktiv verseuchtes Wasser aus. In und um die Sperrzone herum ist es fast 80.000 Bewohnern nicht gestattet, wieder in ihrer Heimat zu wohnen. Die langfristigen Folgen für Umwelt, Gesundheit sowie die regionale Land- und Fischereiwirtschaft sind noch längst nicht absehbar.

Unfall auf Kosten der Allgemeinheit
Derweil explodiert die Schadenssumme des Unfalls: Nach Schätzung von Professor Kenichi Oshima von der Ritsumeikan Universität in Kyoto belaufen sich die allein bis heute entstandenen Kosten auf umgerechnet rund 84 Milliarden Euro. „Der AKW-Betreiber Tepco hat davon lediglich 16,6 Milliarden gezahlt. Für den Rest kommt die Bevölkerung auf, weiß aber darüber kaum Bescheid“, erklärt der Umweltökonom, der die japanische Regierung nach der Katastrophe zu den Kosten der Atomkraft beraten hatte. Seinen Recherchen nach werden etwa die Entschädigungszahlungen an die Opfer der Katastrophe auf die Stromverbraucher umgelegt, genauso wie die Kosten für die Aufräum- und Eindämmungsarbeiten an den Reaktoren. Die Zwischenlagerung von Dekontaminationsabfällen aus der betroffenen Region wird aus dem Staatshaushalt, also mit Steuermitteln finanziert.
Massive Atomsubventionen in Europa
In Deutschland steht nach dem erneuten Atomausstiegsbeschluss von 2011 erstmals die Abschaltung weiterer Meiler bevor. So wird im Mai dieses Jahres das Kraftwerk Grafenrheinfeld endgültig vom Netz gehen. Auf einem europäischen Strommarkt gilt es jedoch, auch die EU-Partnerländer vom Atomausstieg zu überzeugen. Denn massive neue Subventionen für die Atomkraft stehen einer europäischen Energiewende entgegen. So subventioniert etwa die britische Regierung den neuen Kraftwerksblock Hinkley Point C mit 35-jährigen Abnahmegarantien weit über dem Marktpreis inklusive Inflationsausgleich sowie Kreditgarantien und Entschädigungen bei Ertragsausfall. „Dass die Atomkraft nach mehr als 60 Jahren hochsubventionierter Entwicklungsgeschichte immer noch so teuer ist, zeigt, dass sie geradezu ein Fass ohne Boden ist“, sagt Philipp Vohrer.
Trotz Atomausstieg werden auch in Deutschland die gesellschaftlichen Altlasten der Kernkraft noch lange bestehen bleiben. Ungeklärt sind nach wie vor die Kosten und Risiken für die Endlagerung nuklearer Abfälle. Auch der Rückbau der stillgelegten Reaktoren wird sich über Jahrzehnte hinziehen. „Ob die Rückstellungen der Energiekonzerne dafür reichen, ist mindestens fraglich. Es bleibt zu befürchten, dass letztlich die Steuerzahler für den Löwenanateil aufkommen müssen“, so der AEE-Geschäftsführer.
Erneuerbare Energien immer günstiger
Die Erneuerbaren Energien hingegen haben sich insbesondere Dank der bisherigen Förderung stark vergünstigt. Die Einspeisesätze für Wind und Sonne liegen mit etwa 10 Cent pro Kilowattstunde schon heute unter den von der britischen Regierung geplanten Abnahmegarantien für Atomstrom aus Hinkley Point. Nach aktuellen wissenschaftlichen Schätzungen wird dieser Trend noch lange anhalten. So werden für die kommenden 20 Jahre Kostensenkungen bis zu 33 Prozent in Deutschland prognostiziert. Für 2050 wird der Preis für Solarstrom in Mittel- und Südeuropa sogar auf zwei bis vier Cent je Kilowattstunde veranschlagt. Philipp Vohrer ist sich sicher: „Durch Förderung von Erneuerbaren Energien unterstützen wir eine Entwicklung, die das Klima für die Zukunft schützt und die Allgemeinheit vor Kosten und Risiken bewahrt – eine wirklich nachhaltige Investition.“

AEE

 

Online-Version dieser Pressemitteilung:
http://www.unendlich-viel-energie.de/presse/pressemitteilungen/echte-energiewende-ist-nur-mit-erneuerbaren-energien-moeglich

 

Pressekontakt:
Agentur für Erneuerbare Energien
Ryotaro Kajimura
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel:   030 200535 57
Mail: r.kajimura@unendlich-viel-energie.de

Scheer, Gabriel und die Energiewende

Quelle: Franz Alt  www.sonnenseite.com

Als sich Hermann Scheers Todestag zum ersten mal jährte, hielt Sigmar Gabriel im Berliner Willy-Brandt-Haus die Gedenkrede.

Er pries den Solarpionier Scheer als Vorbild für die ganze Partei, der weltweit für die Energiewende gekämpft habe und der als erster begriffen hatte, dass das Solarzeitalter eine große Chance für die ganze Menschheit sei. Und nun: Was macht Gabriel selbst nachdem er in Deutschland seit einem Jahr die politische Verantwortung für die Energiewende hat?

Er will ein Klimaheld sein, aber als Wirtschaftsminister auch den Bossen und als SPD-Vorsitzender auch noch gleichzeitig den Gewerkschaften gefallen. Kann das gut gehen und kann das überhaupt gehen?

Gabriel will allen gefallen. Das muss man wohl, wenn man Bundeskanzler werden will. In seinem Buch „Zurück zur Politik“ aus dem Jahr 1995 empfiehlt Hermann Scheer etwas ganz anderes: Ein Politiker darf nicht allen gefallen wollen, folge Deinem inneren Kompass, setzte Prioritäten, die mit Deinem Gewissen vereinbar sind, kämpfe für Deine Ideale, taktiere nicht nur, sondern verfolge Deine Strategie. Die Wähler werden diese Gradlinigkeit honorieren.

Gerhard Schröder hatte Hermann Scheer einmal als „gefährlich“ bezeichnet, weil „Du nicht  nur Ideale hast, sondern sie auch noch ernst nimmst.“ So ähnlich hat wohl auch Sigmar Gabriel über Hermann Scheer gedacht als er als deutscher Umweltminister zu verhindern wusste, dass Scheer Gründungspräsident von IRENA wurde, obwohl er dafür von mehreren ausländischen Regierungen vorgeschlagen war. Scheer war immer sicher, dass wir im Angesicht des Klimawandels und den Folgekosten die Energiewende so rasch wie möglich erkämpfen müssen – er hielt sie in Europa bis 2040 für möglich und weltweit bis 2050. „100 % jetzt“ forderte er in seinem letzten Buch kurz vor seinem Tod.

Doch Gabriel bremst, er stolpert über seine eigenen Kompromisse. Der Wirtschaftsminister gibt ein Tempo vor, das die Energiewende frühestens in 100 Jahren ermöglicht. Knapp, sagt dazu Hermann Scheer, sind nicht die erneuerbaren Energien, knapp ist die Zeit, die uns noch bleibt. Gabriel argumentiert: „Wir können nicht gleichzeitig aus Atom und aus Kohle aussteigen“.

Hingegen Hermann Scheers Forderungen zusammengefasst:

  • Rasche Umstellung von Energie- und Rohstoffbasis auf erneuerbare und dauerhaft verfügbare und preiswerte Ressourcen
  • Eine Weltwirtschaftsordnung, die soziale und ökologische Eigeninitiativen von Staaten schützt und fördert
  • Strategien zur Entflechtung von Monopolen in der Wirtschaft, in politischen Institutionen und Medien
  • Eine neue Weltagrarordnung ohne Saatgutmonopole und Genpatentierung
  • Die Förderung von Konzepten für ökologisches Bauen und ökologische Verkehrssysteme
  • Den Ersatz der NATO durch eine eigenständige Sicherheitspolitik der Europäischen Union, vollständige atomare Abrüstung.

Nur so, meinte Hermann Scheer schon vor bald 20 Jahren, sei „eine archimedische Wende gegen den Zerfall der Demokratie“ möglich. Selten in der Weltgeschichte hat ein Politiker so recht bekommen. Politiker wie Sigmar Gabriel denken primär an die nächste Wahl –  dafür demontieren sie auch gewachsene Sozialsysteme, opfern die Handlungsspielräume demokratischer Politik und erzeugen Staats-, Demokratie- und Parteienverdrossenheit.  Hermann Scheer hingegen wollte langfristige Zukunftssicherung durch einen sozialökologischen Generationenvertrag. Er dachte primär an die nächste Generation.

Was ist wichtiger: Die nächste Wahl oder die nächste Generation?

Hermann Scheer
Hermann Scheer


Gedenken an den EUROSOLAR-Ehrenpräsidenten

Am 29. April 2014 wäre Hermann Scheer 70 Jahre alt geworden. Der Träger des Alternativen Nobelpreises wurde im Alter von 66 Jahren mitten aus einem Leben voller Ideen undInitiativen gerissen. In über 30 Jahren als Abgeordneter konnte er mit Mut, Weitblick und Entschlusskraft auf vielen Feldern den politischen Diskurs des Landes prägen. Allem voran hat der EUROSOLAREhrenpräsident die Energiewende Wirklichkeit werden lassen, die er früh als ökologisch und auch friedenspolitisch notwendig erkannt hatte. Er war Vordenker und Antreiber, Reformer und Revolutionär. Mit der Erinnerung an ihn verknüpft ist der Gedanke an ein gewaltiges Lebenswerk. EUROSOLAR dankt für die große Resonanz und Anteilnahme sowie den vielseitigen Erinnerungen an den Gründer und Ehrenpräsident.

 

Wie es in Zukunft mit dem Stegskopf weiter gehen soll

Quelle:  RZ Altenkirchen, Betzdorf, Donnerstag, 4. Dezember 2014, Seite 21

W I E   E S   I N   Z U K U N F T
M I T   D E M   S T E G S K O P F  W E I T E R    G E H E N   S O L L
Konversion Kreise und Bundesanstalt für Immobilien informieren

Daaden. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sowie die Kreisverwaltungen Altenkirchen und Westerwald richten gemeinsam eine Informationsveranstaltung zur Zukunft des Stegskopfs aus:. Themen sind der aktuelle Sachstand der Konversion auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Daaden und die künftigen Nutzungsmöglichkeiten des Areals.

Dabei geht es insbesondere auch um den Status des Nationalen Naturerbes und die weitere Vorgehensweise hinsichtlich Lager und Mobilmachungsstützpunkt. Die Veranstalter hoffen auf zahlreiche Interessierte am Mittwoch, 17. Dezember, 17 Uhr, im Bürgerhaus in Daaden.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Landrat Michael Lieber gibt es anschließend Informationen zu den folgenden Themenbereichen – aktueller Sachstand zu den Aspekten Sicherheit und Kampfmittelbelastung: Christian Tölle und Claus Niebelschütz von der BImA, Peter Deipenbrock von der Ordnungsbehörde des Landkreises Altenkirchen und Andreas Müller von der OFD Niedersachsen, der Leitstelle des Bundes für Kampfmittelräumung, stellen ein strategisches Handlungskonzept vor. Alfred Walter erörtert für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Planungen zum Nationalen Naturerbe Stegskopf.

Als Vertreter der anerkannten Naturschutzverbände wird Harry Neumann (BUND) die Chancen für die Natur im Nationalen Naturerbe und für eine naturverträgliche Nutzung beleuchten.

Auch der Zweckverband Stegskopf gibt Auskunft. Die übrigen Gemeinden aus dem WW-Kreis und dem AK-Land informieren zudem über die bisherigen Verfahrensstände und können außerdem selbst Fragen stellen.

Neben Kommunalpolitikern, Vertretern des Umwelt- und Wirtschaftsministeriums aus Mainz und interessierten Landwirten sind Interessierte, Bürgerinitiativen und Umweltverbände zu dieser offenen Infoveranstaltung eingeladen.

Leader kann die Tür zu Fördergeldern öffnen – Jeder ist aufgerufen mitzumachen!

Quelle: RZ Altenkirchen, Betzdorf, Donnerstag, 4. Dezember 2014, Seite 13:

I D E E N B Ö R S E : Jetzt für Workshops anmelden
Redakteur Elmar Hering

Kreis Altenkirchen. Noch gut acht Wochen. Die Zeit drängt. Ende Januar muss das Bewerbungskonzept in Mainz vorliegen. Sechs Verbandsgemeinden aus dem AK-Land haben sich zusammengetan und möchten als Naturraum Sieg/Oberer Westerwald eine von vielen Leader-Regionen im Land werden. Es winken originäre EU-Fördergelder in Höhe von fast drei Millionen Euro.

Moderiert von den erfahrenen Büros CDI-Projekte (Friedrichshafen) und Neuland (Schwäbisch Hall) haben die sechs VGs und der Kreis bereits gute Vorarbeit geleistet. Mit von der Partie sind die Verbandsgemeinden Altenkirchen, Hamm, Wissen, Betzdorf und Kirchen sowie der Daadener Teil der VG Herdorf-Daaden. Mehr als 1000 Einladungsbriefe wurden verschickt, mehrere Bürgermeister befragt, rund ein Dutzend Interviews mit Wirtschafts- und Sozialpartnern geführt. Trotz des engen Fahrplans werden die nächsten Schritte getragen von einem gesunden Optimismus. „Ja, wir wollen das jetzt. Das ist eine echte Entwicklungschance für den Kreis“, sagen Berno Neuhoff, Leiter der Abteilung Demografie, Regional- und Kreisentwicklung, und sein Stellvertreter Lars Kober (Projektleiter). Vor allem bei Letzterem laufen viele organisatorische Fäden zusammen, nicht minder gefordert ist der Kreisbeigeordnete Günter Knautz als momentaner Leiter der sogenannten Steuerungsgruppe.

Derzeit zeichnen sich in ganz Rheinland-Pfalz 20 Bewerbungen ab, 15 sollen bis etwa Ende April von einer unabhängigen Jury den Zuschlag erhalten. Ob die Bewerbung des Naturraums Sieg/Oberer Westerwald von Erfolg gekrönt sein wird, hängt in erster Linie vom Engagement der Bürgerschaft ab. Menschen mit Ideen sind gefragt, Vereinsvertreter mit Visionen, Unternehmer mit Investitionsvorschlägen. In der kommenden Woche wird es in Hamm, Wissen, Daaden und Kirchen vier Workshops geben, bei denen Freiwillige mitarbeiten können. Ziel ist eine aussagekräftige Entwicklungsstrategie – gleichsam Grundlage für die Bewerbung und im Erfolgsfall Richtschnur für die förderfähigen Projekte. „Mit solchen partizipatorischen Ansätzen hat der Kreis schon Erfahrungen sammeln können, zum Beispiel beim Klimaschutzkonzept“, erinnert Berno Neuhoff.

Die vier Workshops (jeweils 18 bis 21 Uhr) sind thematisch ausgerichtet: Am Dienstag, 9. Dezember, geht es im Kulturhaus Hamm um „Tourismus & Direktvermarktung“. Am Mittwoch, 10. Dezember, im Kulturwerk Wissen lautet die Überschrift „Landwirtschaft, Energie, Natur“. Am Donnerstag, 11. Dezember, stehen im Bürgerhaus Daaden „Wirtschaft & Bildung“ im Mittelpunkt. Der vierte Workshop am Freitag, 12. Dezember, in der VG-Verwaltung in Kirchen befasst sich mit „Leben im Dorf“. Das Interesse scheint groß zu sein. „Zwischen 20 und 30 Personen haben sich schon für die einzelnen Workshops angemeldet“, sagt Lars Kober zufrieden, „aber natürlich können noch mehr hinzukommen.“ Generell, aber ganz besonders zum letztgenannten Workshop, wünscht er sich die engagierte Mitarbeit junger Leute. Deswegen soll noch einmal verstärkt die Werbetrommel gerührt werden, etwa über die Jugendpfleger.

An Ansatzpunkten für kleine und große Projektideen dürfte es also nicht mangeln. Vom Wirtschaftsweg bis zum schnellen Internet, vom Biotop bis zum Ferienangebot – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Neuhoff weiß aber auch: „Das Leader-Prinzip verlangt von den Ortsgemeinden die Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen und in konkreten Projekten zu kooperieren.“ Dass sich die Problemlagen ähneln, macht die Sache nur bedingt leichter. Kreisweit drängend ist zum Beispiel der demografische Wandel, jedoch nicht überall gleich stark, wie aktuelle Statistiken belegen: So gehen Berechnungen für die Jahre zwischen 2010 und 2030 davon aus, dass die Bevölkerung im Kreis Altenkirchen um 10,3 Prozent schrumpfen wird (mit Wanderung), das ist fast doppelt so viel wie im Landesdurchschnitt (minus 5,8 Prozent). Während jedoch die VGs Altenkirchen (minus 7,0 Prozent) und Hamm (minus 8,8 Prozent) noch relativ gut dastehen, liegen die VGs Betzdorf (10,8 Prozent), Wissen (13,9 Prozent), Kirchen (14,0 Prozent) und Daaden (15,2 Prozent) im negativen Sinne über dem Kreisdurchschnitt.

Anmeldungen an Lars Kober, Tel. 02681/812 081, E-Mail regionalentwicklung@kreis-ak.de

Maxwäll-Energie fördert Schulprojekt »Windradbau«

Quelle: RZ Altenkirchen, Betzdorf, Freitag, 28. November 2014, Seite 23

S P E N D E   F Ü R   W I N D R A D – P R O J E K T
Maxwäll-Energiegenossenschaft gibt 1.500 Euro

für Initiative der Berufsbildenden Schule Betzdorf-Kirchen

Betzdorf/Kirchen. Schüler der Berufsbildenden Schule Betzdorf-Kirchen (BBS) planen und bauen ein Windrad an der Schule auf dem Molzberg. Die RZ berichtete mehrfach. Seit zwei Jahren wird unter Anleitung von Lehrer Burkhard Hensel an dem Projekt gearbeitet. Ein Modell-Prototyp der Anlage ist fertig. Nun geht es langsam an die Umsetzung zum Bau der Anlage. Der Standort steht noch nicht ganz fest. Auf dem Dach des Schulgebäudes, so Schulleiter Michael Schimmel, sei die Energieausbeute besser. Aber wenn das Windrad neben der Schule aufgestellt werde, dann sei der Lerneffekt größer. Schüler können es direkt aus der Nähe betrachten. Auf dem Dach ist das nicht möglich.

Die Maxwäll-Energiegenossenschaft aus Altenkirchen, die für regionale Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien eintritt, findet die Idee der Schüler der BBS so gut, dass sie 1.500 Euro für das Projekt spendet. Friedrich Hagemann, Aufsichtsratsvorsitzender der Energiegenossenschaft, und weitere Aufsichtsrats- wie Vorstandsmitglieder überreichten Mittwochabend den Scheck und informierten sich über das Windradprojekt. an

Friedrich Hagemann (vorne links), Aufsichtsratsvorsitzender der Maxwäll-Energiegenossenschaft, überreichte Lehrer Burkhard Hensel für das Windradprojekt der BBS einen Scheck über 1.500 Euro. Foto: Andreas Neuser

Ein schwarzer Tag fürs Klima

Gemessen an 1990 will die EU bis 2030  „mindestens 40 Prozent“ weniger Treibhausgase in die Luft blasen. Das klingt viel, aber es hätten 60 % sein müssen, wenn der globale Temperaturanstieg auf unserer Erde bis zum Ende unseres Jahrhunderts nicht mehr als zwei Grad steigen soll – was der letzte Klimagipfel beschlossen hatte.

So aber wird die Temperatur um bis zu fünf Grad höher sein als heute, wenn der Rest der Welt nicht ehrgeizigere Ziele beschließt. Das war ein schwarzer Tag für Europa. Der bisherige Vorreiter beim Klimaschutz wird zur lahmen Ente.
Das heißt konkret und praktisch: Wir werden in Deutschland im Sommer Temperaturen von bis zu 48 Grad bekommen, was sich kaum jemand vorzustellen vermag.
Die langfristige Folge: Europa wird Afrika und Afrika wird unbewohnbar. Die Befürchtung des letzten UNO-Klimagipfels könnte Realität werden: 200 Millionen Klima-Flüchtlinge werden über den Nachbarkontinent irren und Wege nach Europa suchen. Wohin sollten sie denn sonst? Sie werden zu denen fliehen, welche den Klimawandel verursacht haben. Das sind nicht die Afrikaner, sondern wir, die etwa zwanzigmal mehr Energie verbrauchen als sie. Wer das Klima zerstört, wird zwangsweise Klimaflüchtlinge ernten. Zudem wird der Umbau zur solaren Industriegesellschaft verantwortungslos verzögert. Das bedeutet weniger Wachstum und weniger Arbeitsplätze.

Die Ursache: Wir verbrennen heute an einem Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen geschaffen hat. Klaus Töpfer vermutet, dass schon heute 18 Millionen Klimaflüchtlinge über unseren südlichen Kontinent umherziehen, zum Beispiel auf der Suche nach einer Wasserstelle.

Am Nord- und Südpol schmelzen die Gletscher fünfmal schneller als noch vor 15 Jahren vermutet. Täglich verlieren wir bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten. Und der renommierte Meeresforscher Mojib Latif hat sein neues Buch „Das Ende der Ozeane“ genannt.

In dieser für den Planeten und alles Leben dramatischen Situation vertagt der bisherige Klimaschutz-Vorreiter EU die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Damit wird auch der Umbau zur solaren Industriegesellschaft verantwortungslos verzögert, was weniger Wachstum und weniger Arbeitsplätze bedeutet.

Die Lösung des Problems ist schon lange bekannt. Sie besteht in drei Schritten.

  • Erstens im raschen Umstieg auf erneuerbare Energie,
  • zweitens im Energiesparen und
  • drittens in mehr Energie-Effizienz.

Doch bei allen drei Schritten ist der Brüsseler Kompromiss – 40% weniger Treibhausgase, 27% Einsparung und 27% erneuerbare Energie – zu wenig ambitioniert, um wenigstens noch das Schlimmste an der Klimakatastrophe zu verhindern.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien zwischen 2000 und 2012 in Deutschland sowie die großen Fortschritte der Energiewende in Dänemark und Schweden aber auch seit zwei Jahren in China und  Kalifornien beweisen, dass die EU mit ihren technologischen Möglichkeiten bei der „Überlebensfrage der Menscheit“ (Angela Merkel) weit mehr tun könnte. Das Atom-Land England und das Kohle-Land Polen haben ehrgeizigere Ziele verhindert.

Aber auch Deutschland fördert  zurzeit eher die Kohle als die erneuerbaren Energien und hatte deshalb schlechte Karten in Brüssel.

Der Gipfelchef Herman van Rampuy hatte zum Gruppenfoto der Regierungschefs seine sechs Enkelkinder mitgebracht. Er wollte deutlich machen, worum es beim Klimaschutz geht: Um die Zukunft der nächsten Generationen. Doch das kleinste Kind weinte. Es hatte viel Grund dazu.

Gegen den Wind: Gastbeitrag von Claudia Kemfert

Ein Gastbeitrag von Claudia Kemfert, erstmals veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung am 5. August 2014.
mit Genehmigung vom Büro Kemfert hier veröffentlicht

Warum deutsche Unternehmen so oft die Energiewende schlechtmachen und warum man nicht auf sie hören sollte.

Mal wieder ist die Energiewende schuld. Die Bürger hören von der Energiewende, die zumindest eine Zeit lang als das wichtigste wirtschaftspolitische Projekt seit dem Wiederaufbau galt, nur noch, wenn irgendjemand jammert oder – schlimmer noch – eine schlechte Nachricht zu überbringen hat. Dann heißt es: Der Ökostrom ist schuld. Oder: Die Energiewende überfordert. Oder: Das EEG ist ineffizient, zu teuer. Da ist es schon fast egal, ob das, was es zu beklagen oder zu rechtfertigen gilt, überhaupt in irgendeinem Zusammenhang mit dem Beklagten steht. So ist das eben, wenn man einen Sündenbock sucht.

Dieser Tage war beispielsweise im Spiegel zu lesen, die Unternehmen würden wegen der hohen Energiepreise in die USA abwandern – allen voran die BASF. Eon-Chef Johannes Teyssen warnt parallel dazu in einem Wirtschaftsblatt vor den hohen Preisen durch die Energiewende und die damit einhergehenden Belastungen für die deutschen Unternehmen. Wenn es doch so einfach wäre. Schade nur, dass die Welt komplexer ist. Wobei sich die Lage dem kritischen Zeitungsleser durchaus einfach erklären lässt.

Zum Beispiel so: Wenn ein Konzern behauptet, er müsse „wegen der hohen Strompreise“ abwandern, dann zeigt die Konzernführung damit allerhöchstens strategische Ignoranz den wahren Problemen gegenüber – oder fährt ein raffiniertes Ablenkungsmanöver. Fakt ist: Stromkosten machen im Schnitt etwa drei Prozent des Unternehmensumsatzes aus. Andere Kosten sind deutlich höher. Einzelne – energieintensive – Unternehmen haben in der Tat hohe Energiekosten; genau die sind aber umfassend von nahezu allen politisch motivierten Zahlungen ausgenommen: der Ökosteuer, dem Emissionsrechtehandel und nicht zuletzt von den Zahlungen des EEG. Gerade diese Unternehmen profitieren zudem von den aktuellen, historisch niedrigen Strompreisen an der Börse. Wenn Unternehmen tatsächlich Abwanderungspläne hegen, dann ganz sicher nicht wegen der (niedrigen oder nur geringfügig höheren) Strompreise, sondern wohl eher wegen Lohn- oder Produktionskosten, weil im Ausland Steuererleichterungen locken oder weil die zentralen Absatzmärkte inzwischen nicht mehr in Deutschland oder Europa liegen.

Die einzigen Energiekosten, die manches Unternehmen tatsächlich belasten dürften, sind die Kosten für Gas und Öl. Gerade Letztere sind in der Tat massiv gestiegen. Darüber liest man allerdings kaum Klagen. Kein Wunder, für die steigenden Ölpreise ist die „unsichtbare Hand“ des Marktes verantwortlich, und die Preissteigerung ist wenig überraschend. Im Gegenteil: Wir wissen seit einem halben Jahrhundert, dass das fossile Zeitalter seinem Ende zugeht. Eben darum suchen wir ja nach neuen Energiequellen. Das Beste an den erneuerbaren Energien ist, dass ihre Preiskurve nicht wie beim Öl und Gas zwangsläufig nach oben geht, sondern seit vielen Jahren rapide sinkt. Energie aus Wasser, Wind, Sonne oder Biogas wird immer billiger, je mehr wir davon produzieren.

Die alten Kraftwerke rechnen sich nur noch, weil politisch nachgeholfen wird.

Dass ausgerechnet die BASF keine Gelegenheit auslässt, die Energiewende für überhöhte Gaspreise verantwortlich zu machen (obwohl die Gaspreise nun wirklich nichts mit der Energiewende zu tun haben), ist besonders absurd. Nicht nur weil der Chemiekonzern als Zulieferer der Öko-Energiebranche in hohem Maß von der Energiewende profitiert, sondern auch weil die BASF selbst für hohe Gaspreise in Deutschland mitverantwortlich ist: Der Konzern aus Ludwigshafen ist nämlich am North-Stream-Konsortium beteiligt, jener Ostsee-Pipeline, durch die Gas von Russland nach Deutschland transportiert wird. Um den kostspieligen Bau der Pipeline für Investoren lukrativ zu machen, haben die wirtschaftlich Beteiligten mit den Abnehmern auf einen sehr langen Zeitraum Verträge geschlossen. Darin festgelegt: die Gaspreise! Diese heute als „zu teuer“ zu brandmarken, ist zwar richtig; nur die Ursache liegt eben nicht in der Energiewende.

Man könnte über derlei Vertuschungsversuche für vielfältiges Manager-Versagen lachen, wenn die Lage nicht so ernst und die Versuche so wirkungsvoll wären. Möglicherweise sind die lautstarken Kritiker der Energiewende nämlich ausgesprochen raffiniert. Denn hinter dem Gejammer stecken versteckte Wirtschaftsinteressen, der Versuch, weitere Subventionen von der Politik zu erpressen.

Im Strommarkt geht es um sehr viel Geld. Das macht weniger den Abnehmern Sorgen als den Anbietern. Die großen Energiekonzerne haben das Projekt „Energiewende“ in den letzten Jahren nicht ernst genug genommen. Doch inzwischen sind die erneuerbaren Energien eine relevante Marktkraft geworden. Alte, ineffiziente Kraftwerke, die auf fossile Energien setzen, rechnen sich nicht mehr, weil der Strompreis an der Börse niedrig ist. Weil man den erneuerbaren Energien in der Vergangenheit nicht zugetraut hatte, die sogenannte Grundsicherung zu leisten, hat man gesetzlich verankert, dass ein Teil der Kraftwerke nicht abgeregelt werden, sondern das ganze Jahr über, Tag und Nacht ohne Drosselung durchlaufen. Das führt im Zusammenspiel mit den überaus leistungsstarken Öko-Energien zu einem massiven Strom-Angebotsüberschuss – gerade dann, wenn viel Sonne und Wind da ist. Eine Reduzierung der Kohlekraft wäre deswegen im Sinne der politisch gewollten Energiewende sinnvoll und aufgrund der Überschüsse im Strommarkt leicht möglich. Doch die alten CO2-Schleudern arbeiten weiter – angeblich aus technischen, aber vor allem aus Kostengründen –, je niedriger die Preise, desto mehr Ware muss eben auf den Markt kommen. Kohlestrom verkäme zum Ramschprodukt, würden nicht politische Rahmenbedingungen den Niedergang hinauszögern.

Nun sollen sogenannte Kapazitätsmärkte den ohnehin stark regulierten Energiemarkt ein weiteres Mal zugunsten der fossilen Energien beeinflussen. Wie jüngst eine Studie
für das Bundeswirtschaftsministerium zum wiederholten Male eindrücklich erläutert hat, wirken derartige Kapazitätsmärkte wie Subventionen für alte Kraftwerke: Statt an der Börse endlich die notwendigen Preissignale für eine zukunftsgewandte Energieversorgung zu ermöglichen, würden die erneuerbaren Energien erneut behindert – und das alles nur, weil Opa Kohle am Steuergeld-Tropf hängt und gegen den frischen Wind der Energie-Enkel stänkert. Schade nur, dass die jungen dynamischen Energie-Unternehmer noch nicht erforscht haben, wie sich aus Gegenwind Energie gewinnen lässt. Aktuell sieht das aus wie eine nie versiegende Quelle.