Quelle: RZ Altenkirchen, Betzdorf vom Donnerstag, 27. September 2012, Seite 29 von Redakteur Andreas Neuser
Energiewende BUND-Mitglied Hagemann richtet Augenmerk auf Gefahren durch Klimawandel – Position zu Giebelwald und Stegskopf überdenken
Kreisgebiet. Die Nutzung der Windkraft im Kreis Altenkirchen ist stark in der Diskussion. Für rund 100 Windräder wurden hier bereits Standorte ausgesucht. Auch der Giebelwald bei Kirchen und der Stegskopf sind als Standorte im Blick von Investoren. Doch genehmigt ist noch nichts. Vonseiten der Umweltschutzverbände, aktuell gestützt durch ein Vogelgutachten und auch den Landesentwicklungsplan, wird argumentiert, dass aus Naturschutzgründen Giebelwald und vor allem das „ökologische Juwel“ Stegskopf als Standorte von Windkraftanlagen außen vor sind. Roter Milan und Schwarzstorch seien dort zu schützen, ist ein Argument. Stattdessen sollte der Stegskopf zum Naturschutzgebiet werden. Auch in anderen Regionen des Kreises, so wird inzwischen bei der Kreisverwaltung befürchtet, könnten Windräder aus Gründen des Vogelschutzes nicht möglich sein.
Aber bei der BUND-Kreisgruppe Altenkirchen ist die Meinung zur Nutzung der Windkraft in FFH-Gebieten nicht einheitlich. So hat BUND-Mitglied Friedrich Hagemann aus Birken-Honigsessen ein eigenes Positionspapier erstellt. Er kommt zu der Erkenntnis, dass der BUND seine Position zu Giebelwald und Stegskopf noch einmal überdenken sollte.
Hagemann argumentiert, dass der Klimawandel unbedingt gestoppt werden müsse. Dazu sei der Ausbau der Windenergie zügig notwendig. Werde der Klimwandel nicht aufgehalten, dann drohe ein großes Artensterben. So befürchtet Hagemann, „wer Windkraft mit Naturschutz ausbremst, der läuft Gefahr, durch Förderung des Klimawandels dazu beizutragen, das zu fördern, was er gerade verhindern will: weltweites Artensterben, weltweite Naturvernichtung“.
In einem umfassenden Positionspapier, das 21 Seiten stark ist, führt das BUND-Mitglied aus: „Schon jetzt sterben Tag für Tag viele Arten aus. Die Rate für das Artensterben ist nach Angaben des Kopenhagener Forschers Carsten Rahbeck 100- bis 1000-mal so hoch, wie es der natürlichen Rate entspricht, so hoch wie kein Mal in den letzten 65 Millionen Jahren der Erdgeschichte. Schon jetzt trägt der Klimawandel zu dem Artensterben wesentlich bei. Der Beitrag des Klimawandels wird jedoch mit jedem zehntel Grad, den die Erdtemperatur ansteigt, größer. Es werden nicht nur alpine Pflanzengesellschaften sein, die durch den Klimawandel zugrunde gehen. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass bei einem ungehemmten Anstieg der Klimagase und der Beschleunigung des weltweiten Temperaturanstiegs bis 2050 eine Million Arten aussterben werden. Wer dem vorbeugen will, muss sich für Energieeinsparung, Effizienz und 100 Prozent Erneuerbare engagieren. Wer die Vielfalt unserer Kulturlandschaft erhalten wissen will, muss der Klimaveränderung den Kampf ansagen. Wer die Windkraft aus Gründen des Naturschutzes ausbremsen will, ist in Gefahr, durch Förderung des Klimawandels dazu beizutragen, das zu fördern, was er gerade verhindern will: das weltweite Artensterben, die weltweite Naturvernichtung.
Darum muss der BUND, Bundesverband und Landesverband, seine Position zum Ausbau der Windenergie in Natura-2000-Gebieten überdenken. Wenn der BUND eine Verspargelung der Landschaft ablehnt, darf er nicht den Windkraftausbau an Schwachwindstandorten fördern. Und die Kreisgruppe des BUND ist gehalten, ihre Position zu den Natura-2000-Gebieten Giebelwald und Stegskopf zu überdenken.“
Umweltverbände beziehen sich bei ihrer Argumentation, dass FFH-Gebiete in Rheinland-Pfalz für Windräder nicht gebraucht werden, immer wieder auf die Bofinger-Studie zum Potenzial der Windenergie. Mit dieser Studie hat sich Hagemann intensiv auseinandergesetzt. Er vertritt die Auffassung, dass sie einige Dinge nicht berücksichtige, nur eine Plausibilitätsuntersuchung gewesen sei und von Umweltverbänden falsch interpretiert werde.
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Das umfangreiche Positionspapier von BUND-Mitglied Friedrich Hagemann finden Sie hier