Gesellschaftliche Teilhabe: Energiegenossenschaft streckt ihre Fühler aus

Quelle: Siegener Zeitung

Altenkirchen/Stegskopf. Die Maxwäll-Energiegenossenschaft mit Sitz in Altenkirchen möchte der örtlichen Bevölkerung die Teilhabe an der regionalen Energiegewinnung ermöglichen, z.B. am Stegskopf – sollten dort später einmal Windkraftanlagen aufgestellt werden dürfen.

damo – Ein Berg weckt Begehrlichkeiten: Schon lange bevor die Bundeswehr abzieht, ist der Stegskopf in den Fokus vieler Interessensgruppen gerückt. Naturschutzverbände halten schützend die Hand über die ökologisch wertvollen Flächen, die Bürgerinitiative warnt vor einer Zerstörung des Landschaftsbilds, und die Anliegerkommunen (zumindest fast alle) haben sich zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, um mit einer Stimme die Interessen der Gemeinden am Platzrand zu artikulieren. Und noch eine Gruppe hat ihre Vorstellungen öffentlich gemacht: die Maxwäll-Energiegenossenschaft mit Sitz in Altenkirchen.

Zwei Fotovoltaikanlagen ans Netz gebracht

Im Sommer 2012 aus der Taufe gehoben, verfolgt die Genossenschaft das erklärte Ziel, an der Energiewende vor Ort mitzuarbeiten und dabei die Menschen in der Region zu Teilhabern zu machen. „Wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten, brauchen wir bald nicht mehr über den Schutz von Rotmilanen oder Schwarzstörchen zu sprechen“, verdeutlichte Vorstandsmitglied Peter Müller am Montag im Gespräch mit der SZ die Notwendigkeit, die Stromgewinnung aus regenerativen Quellen voranzutreiben. Bislang hat die Energie-Genossenschaft zwei Fotovoltaikanlagen ans Netz gebracht, eine bei Rennerod, die andere bei Boden im WW-Kreis. Die Nutzung der Sonnenenergie soll aber nicht das einzige Standbein bleiben: So spielt auch die Windkraft eine gewichtige Rolle im Strategie-Papier der Genossenschaft. Dass sich bislang noch kein Windrad im Besitz von Maxwäll dreht, ist laut Müller lediglich dem langwierigen Genehmigungsverfahren geschuldet: „Fotovoltaikanlagen lassen sich viel schneller realisieren.“ Klar ist aber: Die Genossenschaft will eigene Windräder planen, errichten und betreiben.

Windgeschwindigkeiten von 8 m/s am Stegskopf

Und da spielt der Stegskopf eine übergeordnete Rolle. Müller ließ keinen Zweifel daran, dass eine Genossenschaft nur an Standorten sinnvoll operieren könnte, wo der Wind mit mindestens 6 m/s pfeift – alles, was darunter liege, erlaube einer Genossenschaft keine seriöse Kalkulation. Am Stegskopf aber sei sogar mit Windgeschwindigkeiten von 8 m/s zu rechnen, meinte Müller. Soll heißen: Für ihn und seine Mitstreiter gilt der Stegskopf als einer der attraktivsten Standorte im Norden von Rheinland-Pfalz. „Ein Windrad auf dem Stegskopf ersetzt drei andere“, sagt er. Nun hat die Maxwäll-Energiegenossenschaft dieses Wissen nicht exklusiv, und so dürfte der Stegskopf auch für andere Windpark-Planer von übergeordnetem Interesse sein.

Potenzielle Standorte für zehn WKA

Dementsprechend will die Maxwäll -Energiegenossenschaft vorbereitet sein. So erklärt sich, dass die Genossenschaft bereits eine erste Skizze publiziert hat, auf der die potenziellen Standorte von zehn Windrädern dargestellt sind. Es handelt sich um eine Fläche im Westen des Stegskopfs, eingerahmt von den Ortschaften Friedewald, Nisterberg und Derschen. In die Skizze habe man bekannte Horste schutzwürdiger Vogelarten, die geforderten Abstände zur Bebauung und die Einflugschneise des Siegerland-Flughafens einbezogen. Dennoch betonte Müller, dass der Plan zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr „als eine Vision“ darstelle. „So könnte es sein, es wären aber auch sieben oder elf Windräder denkbar“, meinte er.

Gern mit Kooperationspartnern

Die Maxwäll-Vision geht aber über die Suche geeigneter Standorte hinaus: Auch für den möglichen Bau und den Betrieb eines Windparks hat Maxwäll Konzepte im Kopf. So steht für Müller fest, „dass das nur ein Kooperationsprojekt sein kann“. Die beiden anderen Energiegenossenschaften aus der Region – die Wäller Energiegenossenschaft um Markus Mann und die „Alternative Energie Kroppacher Schweiz“ – könnten die Partner sein; und auch den kommunalen Zweckverband würde Müller gerne ins Boot holen. Dieses genossenschaftliche Konzept, das die Wertschöpfung in der Region belasse, sieht Müller als großen Trumpf gegen andere Interessenten. „Wir wollen das Juwel Stegskopf dauerhaft erhalten“, sagte er. Nach der Maxwäll-Vision wären 90 Prozent des Stegskopf Naturschutzgebiet. Und ein Teil der Rendite eines Windparks könnte für Belange des Naturschutzes genutzt werden.