Das Corona-Virus schlug auch auf die Generalversammlung der Maxwäll Energiegenossenschaft durch. Nur 40 Teilnehmer, weniger als 10 % der Energiegenossen, konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Friedrich Hagemann in der Versammlung begrüßen. Dabei hatte Maxwäll eigens das luftige große Festzelt auf der Altenkirchener Glockenspitze angemietet, um einen „coronasicheren“ Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten.
Der guten Stimmung unter den erschienenen Anhängern der Erneuerbaren Energien konnte die geschrumpfte Teilnehmerzahl keinen Abbruch tun. Denn die Zahlen, die der Vorstand den Mitgliedern präsentierte, konnten sich sehen lassen. Das gute Sonnenjahr 2020 und ein engagierter Einsatz des Vorstands für eine dauerhafte Betriebsbereitschaft der regionalen Stromerzeugungsanlagen haben dazu beigetragen, dass der Bilanzgewinn erstmals auf über 150.000 € angestiegen ist. Das ermöglichte die Ausschüttung einer Dividende von 4,5 % an alle Energiegenossen.
Dabei waren sich die Energiegenossen ihrer sozialen Verantwortung für ihre Heimatregion bewusst. Der Antrag einer Teilnehmerin, die Mittel für die Förderung regionaler Projekte oder sozialer Hilfen kräftig zu erhöhen, fand eine breite Mehrheit. Während Maxwäll im Jahr 2020 5.000 € für die Förderung kultureller Initiativen ausgeschüttet hatte, die durch die Corona-Krise besonders stark betroffen worden waren, wurden in diesem Jahr 10.000 € für gleichartige Zwecke bereitgestellt.
Hintergrund für den nahezu einhelligen Wunsch nach einer Verdoppelung der Fördermittel war die Flutkatastrophe in unserem Bundesland und den angrenzenden Regionen. Nunmehr sollen Vorschläge von Seiten der Mitglieder gesammelt werden, die individuelle Hilfen und Milderung von Notlagen vor allem bei solchen Fällen ermöglichen sollen, die durch das Raster der staatlichen Hilfen durchfallen und denen es ohne solche Hilfen schwerfällt, wieder „auf die Beine“ zu kommen.
Die wichtigste Aufgabe der Versammlung war allerdings die Wahl eines neuen und vergrößerten Aufsichtsrats. Denn das bisherige Aufsichtsratsmitglied Manfred Müller hat seinen Lebensmittelpunkt nicht mehr im Westerwaldkreis, und Aufsichtsrat Ralf Kneisle, der schon vor 10 Jahren bei der Gründung von Maxwäll mitgewirkt hat, stand zum Bedauern seiner Kollegen aus persönlichen Gründen nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. So blieben vom bisherigen Aufsichtsrat nur die Mitglieder Friedrich Hagemann und Holger Siems übrig, die von der Versammlung einstimmig wiedergewählt wurden.
Um eine hochkarätige Besetzung des Aufsichtsrats zu gewährleisten, waren im Vorfeld der Versammlung alle rund 450 Mitglieder um Bewerbungen und Vorschläge gebeten worden. Sehr zur Freude des Vorstands und des alten Aufsichtsrats war die Resonanz der Mitglieder auf die Anfrage überaus positiv, da sich herausstellte, dass eine große Anzahl der Mitglieder nicht nur über große Erfahrungen bei regenerativem Strom aus Sonne, Wind und Biomasse verfügt, sondern auch zu einem Engagement im Ehrenamt bereit ist. Neu in den Aufsichtsrat wurden bei insgesamt nur einer einzigen Gegenstimme die langjährigen Maxwäll-Mitglieder Jörg Lerner, Johannes Malmedie, Volker Schmitz und Berthold Wenz gewählt.
Die Aufgabe der „Neuen“ wird es sein, den Vorstand der Genossenschaft auf seinem Wachstumskurs zu begleiten. Denn mit jedem Jahr konnte das Unternehmen seine Umsätze, Gewinne und auch die Zahl der Mitglieder, die an den Projekten regionaler Erneuerbarer Energien teilhaben, steigern. Und der Vorstand konnte weiteres Wachstum in Aussicht stellen. Voraussichtlich im Oktober wird ein neuer Solarpark in Grünebach (VG Betzdorf) mit der Netzeinspeisung sauberen Stroms beginnen. Zudem wird voraussichtlich im Frühjahr 2022 die dritte Stufe des Solarparks in Wissen ans Netz gehen. Damit wird im Kreis Altenkirchen weiterer Strom aus Erneuerbaren von jährlich ca. 1,4 Millionen Kilowattstunden erzeugt werden. Darüber hinaus befinden sich noch mehrere größere Projekte in der Planungsphase, bei denen gute Aussichten bestehen, dass die Altenkirchener Genossenschaft zum Zuge kommt. Dabei will Maxwäll auch neue Wege gehen, indem es ein rohstoffverarbeitendes Unternehmen im Westerwald unmittelbar mit der benötigten Energie beliefert, die auf einer Halde solar produziert wird.
Lobende Worte fand Vorstandsmitglied Gerd Stein für die Verbandsgemeinde Altenkirchen, die nach der Fusion mit Flammersfeld ihren Flächennutzungsplan neu aufstellt, um Flächen für die Nutzung von Solarstrom auszuweisen. Was sich allerdings als Hemmnis für ein schnelleres Wachstum erweist, ist die Dauer der kommunalen Planungsverfahren. „Wir haben nicht mehr viel Zeit für die Umsetzung der Energiewende, wenn wir die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen wollen“, machte Stein deutlich, „vier Jahre Planungszeit sind zu viel“.
Auch wenn die Bundesregierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts schnell reagiert hat und jetzt die Umstellung auf 100 % Regenerativstrom bereits im Jahr 2045 erreichen will, waren sich die Maxwäller einig: Der Kohleausstieg muss noch in diesem Jahrzehnt abgeschlossen werden und das 100%-Ziel muss fünf bis zehn Jahre schneller erreicht werden.